The Call (J 2003)

thecallmiikeSeit dem kommerziellen Siegeszug von „Ring“ und „Ju-On: The Grudge“ – gleichsam derer US-Neuverfilmungen – ist das japanische Kino von allen Geistern besessen. Anhand vom Videotape bis hin zum Supermarkt („Cursed“) wird der mystifizierte Schrecken rigoros durchexerziert, wobei erste Verschleißerscheinungen standesgemäß nicht lange auf sich warten lassen. Das zeigt auch „The Call“, konventioneller Genre-Ausflug von Japans Fließband-Filmer Takashi Miike („Ichi – The Killer“, „Izo“). Dieser bedient meist bekannte Elemente und lässt den Horror zielgerichtet aus des modernen Menschen alltäglichstem Kommunikationsmittler kommen – dem Mobiltelefon.

Eines Tages erhält Studentin Yoko (Anna Nagata, „Battle Royale“) einen Anruf, der auf dem Display ihres Handys die eigene Nummer anzeigt – datiert auf exakt zwei Tage in der Zukunft. Als sie den Ruf entgegen nimmt hört die junge Frau ihre Stimme – und den eigenen gellenden Todesschrei. Als Yoko zwei Tage später tatsächlich stirbt, beginnt ihre Freundin Yumi (Kou Shibasaki, „Kakashi – Dorf der Vogelscheuchen“) Nachforschungen anzustellen. Denn Yoko ist nicht das einzige Opfer. Zusammen mit Hiroshi (Shin´ichi Tsutsumi, „Unlucky Monkey“), dessen Schwester unter ähnlichen Umständen aus dem Leben schied, macht Yumi eine grausige Entdeckung – und muss nach einem Anruf aus der Zukunft ebenfalls Todesängste durchleiden.

„The Call“ ist ein formelhafter Horror-Thriller mit unbeständigem Gänsehautfaktor. Gekonnt steigt Takashi Miike in den überraschungsarmen Plot ein und kann anfangs Erfolge durch den gut inszenierten Spannungsaufbau verbuchen. Nachdem sich das Schema des angekündigten Ablebens allerdings offenbart hat, kehrt Routine ein. Die Todgeweihte Yumi versucht das Rätsel um die unheimlichen Anrufe zu entschlüsseln und stößt auf das bewährte Treiben eines grollenden Geistes. Die Suche nach der Wahrheit gerät dank solider Schockausbeute und guten Darstellern zur unterhaltsamen Neubestellung abgeernteter Genre-Felder – mehr aber auch nicht.

Die Rache des Jamba Spar-Abos ist grausam, bedauerlicherweise aber gerade im Mittelteil etwas zäh geraten. Im Finale überschlagen sich falsche Fährten, übersinnliche Erscheinungen und absehbare Wendungen, ohne dass sich die groteske Auflösung in ihrer Gänze entschlüsseln ließe. Zwar hält sich Regisseur Miike angenehm zurück und verzichtet auf die gewohnt comichaften Elemente nebst ausufernder Gewalteinlagen. Doch funktioniert sein bemühter Horror auf subtiler Ebene nur bedingt. „The Call“ ist ein gut fotografierter Gruselfilm, der auf der Welle von „Ring“ und Co. kurzzeitiges Unbehagen garantiert. Allerdings hat sich die Anspannung längst gelöst, wenn der Abspann vor den Augen des Zuschauers abläuft.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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