Die Stunde des Jägers (USA 2003)

die-stunde-des-jaegersEs gibt Filme, bei denen das Sehvergnügen durch permanentes ungläubiges Kopfschütteln bezüglich des auf der Kinoleinwand dargebotenen Geschehens geprägt wird. Visuelle Grenzerfahrungen dieser Art bescheren dem Publikum zumeist überproduzierten Hollywood-Stumpfsinn mit gleichgeschalteter Verheizung namhafter Akteure wie Regisseure. Mit „Die Stunde des Jägers“ reihen sich nun auch Tommy Lee Jones, Benicio Del Toro und William Friedkin in den erlesenen Mulch großspurigen Kassengiftes ein. Meisterregisseur Friedkin („Der Exorzist“) jedenfalls sollte um seinen guten Namen fürchten. Denn die Geschichte um den traumatisierten Kosovo-Kriegs-Veteranen Aaron Hallam (Benicio Del Toro), der sich nach der grausamen Verstümmelung zweier Jäger in einem abgelegenen Waldstück seinem ehemaligen Ausbilder Jay Bonham (Tommy Lee Jones) gegenübergestellt erkennt, ist eine lose Aneinanderreihung von Blut, Banalitäten und baumhöhen Handlungslöchern.

Nachdem der alte Hase seinem ehemaligen Zögling im Auftrag der Bundespolizei nachgestellt und ihn in alter Trappertradition aufgespürt hat, kann dieser von FBI-Agentin Abby Durrell (Connie Nielsen) festgenommen werden. Doch selbstredend gelingt dem Elitekämpfer die Flucht zurück in die Wälder, wo es schließlich zum unausweichlichen Duell zwischen Lehrmeister und Schüler kommt. Dabei ist „Die Stunde des Jägers“ selbst für ungeübte Augen stets vorhersehbar und das Gesamtwerk so transparent wie ein gläsernes Gewächshaus. Auf detailgetreue Charakterzeichnungen wird hier ebenso verzichtet wie auf mögliche Motive oder eine differenzierte Auseinandersetzung mit der Seelenpein der elitären Kampfmaschine. Stattdessen regnet es hohle Phrasen und ultrabrutale Messerstechereien, wobei sich die moralische Vetretbarkeit des hölzernen Spektakels ebenso in Finsternis hüllt wie Sinn und Zweck des gesamten Filmes. So tiefgründig wie ein Badesee in Wanne-Eickel werden die wie geschnitzt agierenden Darsteller auf der Zielgerade lediglich noch von den zahlreichen inhaltlichen Fehlern hinter sich gelassen.

Einst veranlasste Tommy Lee Jones den gehetzten Harrison Ford in „Auf der Flucht“ zum waghalsigen Sprung aus großer Höhe ins kühle Nass, hier gönnt sich der alternde Oscar-Preisträger diese Art Badespaß höchstselbst, frisch gefönte Haare und trockene Klamotten gibt’s im Anschluss natürlich obendrauf. Den Gipfel der Peinlichkeit erklimmt jedoch die in Vorbereitung auf die finale Schlachtplatte, bei der die Antagonisten ihre eigenen Waffen fertigen – Del Toro darf dabei gar aus einem rostigen Stück Metall in der Glut seines Lagerfeuers ein formschönes Messer schmieden. Dass die Hubschrauber der Bundespolizei die fröhlich rauchende Hobby-Esse dabei schlicht übersehen, nicht aber den im Kampfanzug durch den Fluß planschenden Ranger Tommy Lee Jones, lässt im Bezug auf den Geisteszustand der „Collateral Damage“-Autoren David und Peter Griffith ebenfalls nichts allzu gutes erahnen.

„Die Stunde des Jägers“ ist filmischer Sekundärwald aus bekannten Versatzstücken, wobei in der Hauptsache Erinnerungen an Ted Kotcheffs „Rambo“-Original und Richard Martins „Wounded“ wachgerufen werden, während Tommy Lee Jones und Benicio Del Toro („Traffic“) einen agitatorischen Sturm im Wasserglas entfesseln. Die beiden Hauptcharaktäre verkommen lediglich zu blassen Abziehbildchen stumpfer Macho-Riten und betreten obendrein in konsequenter Weise kaum nachvollziehbares Handlungsterrain, die solide Quotenfrau Connie Nielsen („Gladiator“) eingeschlossen. Die für Kinofilme immer seltener ausgerufene Freigabe ab 18 hat sich „The Hunted“, so der Originaltitel des Streifens, indes wahrlich verdient, allein das harsche Geschnetzelte am Ende bietet den wohl blutigsten Zweikampf seit Ching Siu Tungs „Duel to the death“. Doch täuscht auch gut inszenierte martialische Action nicht darüber hinweg, dass sich der ehemals gefeierte Regisseur William Friedkin mit solchem Stumpfsinn im freien Fall Richtung Vergessenheit befindet.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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