Jason Bourne (USA 2016)

Dass Schauspieler immer wieder in ihren Paraderollen auf die Leinwand zurückkehren, ist keine Seltenheit. Immerhin verheißen sie sicheren Zuschauerzuspruch und kommerzielle Zugkraft. Auch für Matt Damon, der im Spagat zwischen kleineren Filmen und Blockbustern auf quasi-garantierte Erfolge angewiesen ist. Wie so viele Charakterdarsteller, die ihren Marktwert auf einem beständigen Niveau halten wollen. Seine prägnanteste Rolle ist die des Ex-Geheimdienst-Killers Jason Bourne. Die spielte er zwischen 2002 und 2007 drei Mal, ehe Jeremy Renner 2012 für ein nicht weiter ausgeführtes Spin-Off übernahm. Nun also wieder Damon, dessen Bourne die Geister der Vergangenheit einfach nicht loslassen.

Zum Auftakt tut es der gestählte Hauptdarsteller anderen (gebrochenen) Actionhelden gleich: Er poliert in illegalen Hinterhof-Arenen die Fressen etwaiger Duellisten. Die Kulisse dafür bietet Griechenland, wie Bourne zerrüttet und aufgewühlt. Ein denkbar simples Sinnbild. Dass er wieder ins Visier der CIA gerät, liegt an der abtrünnigen Agentin Nicky Parsons (Bourne-Veteranin Julia Stiles, „Silver Linings“), die, mittlerweile Whistleblowerin, bei einem Hackerangriff auf die Geheimdienstzentrale in Virginia sensibles Material erbeutet. Schwer zu finden ist jenes übrigens nicht. Man sollte belastende Dokumente über zweifelhafte Projekte besser nicht in einem Ordner namens „Black Operations“ ablegen.

Regisseur, Produzent (neben „Die Bourne Identität“-Macher Doug Liman) und Co-Autor Paul Greengrass (drehte mit Damon neben Teil zwei und drei auch „Green Zone“) setzt abermals auf eine spannungsgetriebene Inszenierung mit hohem Tempo und Wackelkamera. Das Problem dabei: Es fällt bisweilen sichtlich schwer, die Logikpatzer zu verbergen. Hinzu kommt eine Story, die sich mehr schlecht als recht darum bemüht, dem Gesamtkontext durch neue Erkenntnisse zu Bournes Rekrutierungsprozess – und dem Tod des ebenfalls beim CIA tätigen Vater (Gregg Henry, „The Killing“) – schärfere Konturen zu verleihen. So wird die gefahrvolle Rückkehr ins Visier des Geheimdienstes für Bourne mehr denn je zur persönlichen Angelegenheit.

Während ihn CIA-Chef Dewey (unterfordert: Tommy Lee Jones, „Lincoln“) tot sehen will und dafür auf die Dienste von Killer Asset (Vincent Cassel, „Black Swan“) vertraut, plagen die aufstrebende Cyber-Spezialistin Heather Lee (Alicia Vikander, „The Danish Girl“) bald Zweifel. Weil das allein aber nicht ausreicht, um die Figuren zwei Stunden beschäftigt zu halten, strebt Dewey über das soziale Netzwerk des jungen Web-Moguls Aaron Kalloor (Riz Ahmed, „Four Lions“) die uneingeschränkte Überwachung der Nutzer an. Die klärenden Konfrontationen finden in Athen, Berlin, London und Las Vegas statt und werden mit konventioneller Wucht und formaler Professionalität aufgetischt. Nur das Drehbuch bleibt flacher als das Papier, auf das es gedruckt wurde. „Jason Bourne“ ist ein grundsolider Action-Thriller. Nur wirkt er einfach zu häufig wie eine schale Kopie seiner Vorgänger.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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