20.11.2007 – Never Say Die! u. a. mit Comeback Kid / Parkway Drive – Berlin, SO 36

Wieder so eine Band-Bundle-Veranstaltung, die in Übersee vermutlich die Massen mobilisiert, während sich in deutschen Landen lediglich müdes Gähnen breit macht. Zumindest in der Hauptstadt, wo durch Zuschauerabstinenz bekanntermaßen jedes noch so prominent bestückte Format vor die Hunde gehen kann. Zur „Never Say Die!“-Clubtour im Kreuzberger SO 36 fanden sich immerhin (geschätzte) 450 Musikbeflissene ein. In Anbetracht der aufspielenden Bands, dem Eintrittspreis von über 20 Euro und einem Werktag ein durchaus respektabler Schnitt.

Das Publikum vereinte vom Nietengürtel bis zur Überdosis Kajal alle Accessoires, die so eine Veranstaltung in den leuchtenden Augen der Kids benötigt. Die älteren Semester hingegen gaben sich dem Alkoholismus hin oder pflegten ihre Hardcore-Attitüde durch grimmige Blicke. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich der Pulk zur Stimmungsmache animieren ließ, was aufgrund der zum Teil hundsmiserablen Akustik aber auch nicht weiter verwunderte. Dennoch standen die Vorzeichen gut, und sei es auch nur, weil zum Einlass „Exposure“ von THUMB durch die Boxen gejagt wurde.

Gleich fünf Bands und der erwähnte Werktag mahnten zur Eile, weshalb der Auftakt durch THE WARRIORS und ihren modernen Metal-Hardcore auch bereits um kurz nach acht Uhr erfolgte. Der Raumklang war der beste des Abends, das Set in der Hauptsache dem jüngsten Langspieler „Genuine Sense of Outrage“ – unter anderem wurden der Titeltrack und das melodische „Nothing Lasts“ intoniert – entnommen. Der Einsatz stimmte, wenn den Kaliforniern auch die entscheidende Begeisterungsfähigkeit fehlte. Ein ansprechender, aber kein glanzvoller Auftakt.

Weiter ging es mit Soundsoße Pt. 1 und 2, namentlich THIS IS HELL und CANCER BATS. Wie der Vorgänger-Combo blieb den Bands kaum mehr als 20 Minuten Zeit, um die Berliner Abendgesellschaft von ihrer individuellen Klasse zu überzeugen. Funktionieren sollte dies aufgrund des katastrophalen Sounds in beiden Fällen nicht. Der melodische und beizeiten an Headliner COMEBACK KID erinnernde Hardcore der New Yorker THIS IS HELL ging ebenso kläglich unter wie die mit schwer rockenden Zwischenparts versehene Variante der Kanadier CANCER BATS. Die legten sich zwar mächtig ins Zeug und spielten ein ansprechendes Set – darunter „100 Grand Canyon“ und „.Pneumonia Hawk“ – von der Qualität ihres starken Debüts „Birthing the Giant“ blieb dennoch wenig Erbauliches übrig.

Etwas mehr als eine halbe Stunde durften dann PARKWAY DRIVE das Haus rocken. Mit ihnen war plötzlich auch die im Vorfeld so arg vermisste Ausgelassenheit zugegen und rasch zeigte sich, dass nicht wenige der Anwesenden überhaupt nur wegen der Australier gekommen waren. Soundtechnisch war die Steigerung enorm, was dem frickelig verspielten Brachial-Hardcore der Band merklich zuspielte. Dazu tummelten sich Stagediver in den Wogen der begeistert in die Refrains einsteigenden Fans. Ihr jüngstes Werk „Horizons“ und ältere Beiträge wie „Romance is Dead“ spornten die Meute aber auch mächtig an.

Zu guter letzt kesselten sich COMEBACK KID, wiederum aus Kanada, durch ein gut 40-minütiges Set mit allen relevanten Hits. Die Beschallung war zufriedenstellend, der Einsatz tadellos. Der Publikumsschwund ließ sich nicht leugnen, die ausreichende Zahl der Verbliebenen aber huldigte dem melodisch einfallsreich arrangierten Hardcore über beherzten Einsatz. Als auffällig erwies sich abermals der Umstand, dass die Beiträge des jüngsten und merklich düsteren Albums „Broadcasting“ in den schnelleren Rhythmus des Vorgängers „Wake the Dead“ – dessen Titelstück standesgemäß das heftig abgefeierte Finale bildete – übersetzt wurde. Aber immerhin ließen sich in die knapp bemessene Spielzeit so mehr Songs hineinpressen.

Am Ende wurde es ein halbwegs versöhnlicher, wenn auch insgesamt zu durchwachsener Konzertabend, um die individuellen Möglichkeiten der fünf potenziell packenden Bands adäquat herauszukehren. Atmosphäre wollte erst spät aufkommen, dann immerhin aber in gebührendem Ausmaß. Wirklich begeisternd wurde es nur selten, bei all den auditiven Mangelerscheinungen dazu noch temporär enttäuschend. Wer nicht vor Ort war, hat darum auch nichts die Welt bewegendes verpasst.

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