Als man sich in Hollywood Mitte der Achtziger kurzzeitig an einer Revitalisierung des Westerns versuchte, stand die Mitwirkung Clint Eastwoods außerhalb jeder Frage. Und so legte er, der die raue Seite des Genres geprägt hatte wie kaum ein Zweiter, noch einmal den Revolvergurt an, um auch in „Pale Rider“ den markigen (Anti-)Helden zu mimen. In der Montur eines Geistlichen taucht er im Goldgräbercamp einer Kleinstadt auf, deren Boden der mächtige LaHood (Richard Dysart, „L.A. Law“) mit modernen Abbaumethoden rigoros ausbeutet.
Damit steht die von Eastwood selbst inszenierte Nachreichung zum eigenen Mythos auch für den Wandel jener im US-Kino ach so oft romantisierten und heroisch verklärten Epoche. Die Zeit der großen Revolvermänner ist den Vorboten der Industrialisierung gewichen, das einst grenzenlose Land wird im aufziehenden Kapitalismus von Unternehmern abgesteckt und einverleibt. Ungebrochen, jedenfalls nach klassischen Erzählmotiven, ist das Verlangen nach Helden, den Beschützern der Unterdrückten. Da kommt der alternde Prediger ins Spiel, der im Schatten des großen „Shane“ unter dem Gefolge LaHoods aufräumt.
Der wortkarge Gunfighter, eine von Eastwoods Spezialitäten, bleibt ein Mysterium, seine Vergangenheit vage. Gespiegelt wird sie durch „Marshall“ Stockburn (John Russell, „Der Texaner“), einem brutalen Söldner und alten Bekannten, der mit seinen sechs „Deputies“ für die Interessen des Großschürfers eintritt. Mit Waffengewalt sollen ansässige Siedler vertrieben werden, die mit dem Auftauchen des Predigers neuen Mut schöpften. Dank Eastwoods Darbietung funktioniert die Rückkehr auf angestammtes Terrain, wenn der moderate Unterhaltungswert auch eng an seine Person geknüpft ist.
Die übrige Besetzung hingegen bleibt, wie im Übrigen auch die Optik, blass. Allein durch Eastwoods Präsenz und schnörkellose Actioneinlagen gewinnt der geschwätzige und spannungsarm erzählte Plot an Profil. Mit der fachgerechten Zerlegung eines betrunkenen Schürfers durch Stockburns Männer tauscht der Gottesmann Kollar gegen Colt und mischt die Mietmörder in einem sehenswerten Showdown auf. Der Regisseur und Hauptdarsteller ist immer einen Ausritt wert. Mit dessen großen Western-Auftritten kann diese solide Neuformulierung jedoch nicht mithalten.
Wertung: (6,5 / 10)