Ein Fressen für die Geier (USA/MEX 1970)

einfressenfuerdiegeierEs gibt Filme, die altern einfach nicht. Und egal, wie oft man sie auch schaut, an Reiz verlieren sie nie. Oft sind sie mit Kindheitserinnerungen verbunden, was gerade bei männlichen Rezipienten den Western ins Spiel bringt. Ein solch zeitloser Beitrag ist „Ein Fressen für die Geier“, dessen deutscher Titel irgendwie die falschen Tiere anführt. Im Original heißt er „Two Mules for Sister Sara“ und fasst den unterschwellig humorigen Tenor damit bereits trefflich zusammen. Denn eines der beiden Maultiere ist der Genre-erprobte Haudegen Clint Eastwood.

Der von ihm gespielte Glücksritter Hogan, der während des Vorspanns durch eine unwirtliche Naturkulisse mit allerlei tödlichem Gezücht reitet, ist natürlich ein Held. Und was für einer! Selbstlos rettet er der reizenden Nonne Sara das Leben, als diese von drei Wegelagerern angegangen wird. Aber der Italo-Western, über den auch Eastwood zu Ruhm gelangt war, veränderte das Bild der tapferen Recken mit dem flinken Finger am Abzug nachhaltig. So ballert er die Vergewaltiger in Spe zwar ohne Zögern über den Haufen, weigert sich anschließend aber beharrlich, der Ordensschwester bei der Beerdigung zur Hand zu gehen.

Überhaupt erinnert jener unrasierte, Zigarillo rauchende Macho doch verdächtig an den Fremden aus Leones „Für eine Handvoll Dollar“. Auch der war nur auf seinen Vorteil bedacht, wobei Hogan Waffen an mexikanische Rebellen liefert, um nach deren Erstürmung einer französischen Garnison in Gold entlohnt zu werden. Das Politische schert ihn dabei wenig. Jedoch seine zufällige Begleiterin, geradezu hinreißend gespielt von Shirley MacLaine („Zeit der Zärtlichkeit“), die, wie sie sagt, mit den Franzosen in Konflikt geriet, weil sie Geld für die Aufrührer sammelte.

Der gemeinsame Ritt entwickelt sich zum handfesten Abenteuer, mit allerlei zu überwindenden Hürden und Gefahren. Regisseur Don Siegel, mit dem Eastwood auch den Klassiker „Dirty Harry“ drehte, würzt den ironischen Geschlechter-, mehr noch Glaubenskampf mit zünftiger (Revolutions-)Action und einem guten Schuss Ketchup-Blut. Das amüsante Spiel der Darsteller und die einprägsame Musik Ennio Morricones („Spiel mir das Lied vom Tod“), in der auch die im Original titelgebenden Maultiere verarbeitet wurden, machen den ereignisreichen Trip auch heute noch zum echten Hingucker.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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