Onibi (J 1997)

onibi-1997Kunihiro (Yoshio Harada, „Azumi“) ist ein Mann von Ehre. Zumindest sagen das andere über ihn. Er selbst hat da ein weniger gefestigtes Bild. Schließlich hat er wegen der Ermordung zweier Menschen insgesamt 27 Jahre im Gefängnis gesessen. Jetzt ist er frei, gewillt ein neues Leben zu beginnen. Aber welches? Nach derart langer Zeit kennt er kaum mehr jemanden. Bei einem Knastkumpan findet er vorerst Unterschlupf. Und dann ist da noch sein alter Weggefährte Tanigawa (Sho Aikawa, „Dead or Alive“), der ihn aus Respekt in das Syndikat schleusen will, in dessen Diensten er selbst steht.

„Onibi“ ist ein unspektakuläres Drama. Die Kamera bleibt meist starr, dem Kino Kitanos entsprechend auf lange Einstellungen ohne Bewegung reduziert. Die daraus resultierende Sichtweise ist nüchtern, die Stimmung kühl. Die Emotionalität ergibt sich aus dem Schauspiel, das auf Zurückhaltung setzt und selbige gleichwohl zur Zier erhebt. Das erschwert den Zugang, wenn es Regisseur Rokuro Mochizuki („Skinless Night – Nacht ohne Reue“) auch nicht um Identifikationsfiguren geht, sondern um authentische Charaktere.

Dass Kunihiro stürzt, versteht sich in diesem Genre von selbst. Es erscheint ihm schlicht unmöglich, sich dem Sog der kriminellen Vergangenheit zu entziehen. Das Bemühen ist da, angefacht durch die Romanze zur weit jüngeren Restaurantpianistin Asako (Reiko Kataoka, „Gonin 2“). Sie ist zugleich Halt und Stoß in den Abgrund, verstrickt sich der alternde Mobster doch ihretwegen in einen Clinch mit dem Bruder eines einflussreichen Yakuzaführers.

Die Nähe zur Nachvollziehbarkeit ist der Reiz der intimen Geschichte. Frei von Längen ist sie nicht, gerade durch die Verweigerung vor handelsüblichen Gewaltausbrüchen. Zwar überkommen diese auch hier die Protagonisten, jedoch nur im Aufblitzen der letzten Konsequenz. Der Weg der Verbrecher scheint vorgezeichnet. Also erwehren sie sich ihres Schicksals nicht. Ein Meisterwerk im Stile von „Hana-Bi“ ist Mochizuki nicht gelungen. Dafür ist sein unaufgeregter Film bei aller subtilen Ausdruckskraft letzten Endes doch zu gewöhnlich.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

scroll to top