The Proposition (AUS/UK 2005)

the-proposition„Australia. What fresh hell is this?” – Stanley

Der Handel ist denkbar simpel. Ein Leben für ein Leben. Der Gesetzlose Charlie Burns (Guy Pearce, „Ravenous“) hadert dennoch, schließlich soll er, um den jüngeren Bruder (Richard Wilson, „Clubland“) vor dem Galgen zu bewahren, den älteren töten. Arthur (Danny Huston, „Children of Men“), dessen Kopf die Freiheit für beide garantieren soll, gilt als Monster, als Schlächter. Widerwillig geht Charlie auf das Angebot des britischen Offiziers Stanley (Ray Winstone, „Sexy Beast“) ein. Der will Australien zivilisieren. Wenn es sein muss, um jeden Preis.

Das Drehbuch zu „The Proposition“ schrieb Sänger Nick Cave. Seinen Songs entsprechend atmet die Outlaw-Ballade beständige Wehmut. Die grandiose, wenn auch triste Naturkulisse Australiens verstärkt diese Wirkung. Doch funktioniert ein Filmwerk nicht wie ein Musikstück. Hier gerät Caves kolonialzeitliche Geschichte ins Stocken. Die Dialoge schmückt er mit üppiger Sinnsuche und ausladenden Phrasen. Darüber vergisst er aber zu oft die Stringenz. Sein Glück ist, neben Regisseur John Hillcoat („To Have and to Hold“), die großartige Besetzung, die auch Emily Watson („Punch-Drunk Love“), John Hurt („V wie Vendetta“) und David Gulpilil („Die letzte Flut“) vereint.

Der Plot steckt voller Konflikte. Die Burns-Gang gegen das Gesetz, Stanley gegen den rigiden Mob und Würdenträger David Wenham („Der Herr der Ringe“), der sich in seiner Haltung wiederum von Stanleys Frau (Watson) bestätigt fühlt. Mitunter erscheint das überladen, zu wortreich, doch fesselt das Gesehene an die fortlaufenden Entwicklungen. Der hauptsächliche Konflikt ist der zwischen den Brüdern. Charlie steht den Gewaltausbrüchen Arthurs mit Argwohn gegenüber. Aber er handelt nicht. Der Kern des Films kreist um die Frage, ob sich der eine gegen den anderen erhebt und es zum Kampf kommt. Dahingehend ist die Dramaturgie von Caves Skript denkbar konventionell.

Die Komplexität dieses simplen Unterbaus entsteht aus der Vielschichtigkeit des Personengefüges und dessen Verdichtung von Interessen. Eine Moral, und sei sie auch nur von solch einfacher Strickung wie „Verbrechen zahlt sich nicht aus“, gibt es nicht. Alle Figuren wollen nur das Beste – die meisten für sich selbst. Viele von ihnen werden in einem Strudel blutiger Gewalt zerbrechen. Das schafft Raum für Referenzen. Die bleihaltige Auftaktsequenz, in der Charlie nebst Kumpanen in einer Hütte festgesetzt wird, erinnert an Peckinpahs „Pat Garret jagt Billy the Kid“. Mit dem Enfant Terribel des klassischen Hollywoodkinos teilt Hillcoat auch den Blutgehalt. Zumindest dann, wenn tatsächlich mal zur Waffe gegriffen wird. Ein sehenswerter Film mit Zwiespalten – ganz wie seine Figuren.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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