Moon (GB 2009)

moonWürde man 100 Personen auf der Straße spontan fragen, was denn für sie typisches Science-Fiction-Kino wäre, so würden mindestens 86 von ihnen mit großer Wahrscheinlichkeit George Lucas‘ epochales Weltraummärchen „Krieg der Sterne“ und/oder Gene Roddenberrys wegweisende Saga um das „Raumschiff Enterprise“ herausposaunen. Hier und da kommt es allerdings vor, dass über die großen und kleinen Leinwände auch mal ein Genrebeitrag flimmert, der vom Otto-Normal-Kinobesucher gar nicht als solcher erkannt wird. Dabei kann dies Sujet, ähnlich oder gar mehr noch als die allseits beliebte Stilrichtung des Horrors, doch so abwechslungs- und facettenreich sein! Man denke nur an Titel wie „Zurück in die Zukunft“, „1984“, „Blade Runner“ oder „K-Pax“. All diese Filme atmen pure Science-Fiction. Und auch Duncan Jones‘ „Moon“ gehört fraglos in diese Kategorie.

Es war einmal, vor nicht allzu langer Zeit in einer nicht so weit, weit entfernten Galaxis. Die Firma Lunar hat auf der dunklen Seite des Mondes eine Raffinerie erbaut, die nahezu vollautomatisch das auf der Erde seltene, aber bitternötige Helium-3 abbaut. Diesem besonderen Gas sei Dank gehören Energieprobleme einer scheinbar längst vergangenen Ära an. Die Wartung der Anlage ist aber dennoch nur von menschlicher Hand durchführbar, so dass Sam Bell (genial: Sam Rockwell) schon seit 154 Kalenderwochen mutterseelenallein auf dem Mond haust und den wichtigsten Hausmeisterjob des Universums ausübt. Noch zwei Wochen und er darf schlussendlich nach Hause fliegen, um Frau Tess (Dominique McElligott) und seine junge Tochter Eve (Kaya Scodelario) in die Arme nehmen zu können.

Auf der Station leistet ihm Roboter Gerty (in der englischen Fassung von Kevin Spacey gesprochen) Gesellschaft. Seine Familie hingegen sieht er nur per aufgezeichneten Videobotschaften. Doch in den verbleibenden Tagen auf dem Satelliten häufen sich merkwürdige Zwischenfälle. Sam fängt an Dinge zu sehen, die so eigentlich nicht möglich wären, und auch der bisher stets loyale Gerty scheint etwas zu verbergen. Nach einem Unfall hat Sam mit Gedächtnisschwund zu kämpfen, was seine Situation umso mehr erschwert. Muss Sam der jahrelangen Isolation und Einsamkeit ihren Tribut zollen, sprich vollkommen durchdrehen? Oder ist tatsächlich eine Verschwörung gegen ihn im Gange?

Sam Rockwell ist einer der Schauspieler Hollywoods, der es wohl nie in die A-Liga schaffen wird. Dass dies, sollte als Maßeinheit denn tatsächlich „Talent“ bemüht werden, absolut ungerechtfertigt erscheint, dürfte jedem Zuschauer von „Moon“ unverzüglich einleuchten. Rockwell hat schon zuvor Erfahrungen im Bereich der Science-Fiction sammeln können. Zum einem war er in der durchaus komischen „Star Trek“-Persiflage „Galaxy Quest“ zu sehen und mimte in der Verfilmung des Douglas Adams-Klassikers „Per Anhalter durch die Galaxis“ niemand geringeren als den Chaoten Zaphod Beeblebrox. Natürlich ist Duncan Jones‘ Film ein gänzlich anderes (und viel kleineres) Kaliber von Film – und eine One-Man-Show des eben genannten Künstlers. Doch gerade das kommt ihm nur zugute. Jones selbst wird nicht müde zu wiederholen, dass er schon beim Niederschreiben der Story Rockwell vor dem geistigen Auge als leicht melancholischen Sam Bell sah.

Solche filmischen Experimente gelingen tatsächlich, wenn der schauspielernde Mensch vor der Kamera sein Handwerk versteht. Man denke an John Cusack in „Room 1408“ oder gar an Will Smith in „I am Legend“ (zumindest in den ersten zwei Dritteln). Natürlich muss ebenso das Erlebte des Protagonisten den Zuschauer fesseln können, damit dieser nicht das Interesse am Gezeigten verliert. Der zum Teil philosophisch angehauchten Geschichte von „Moon“ gelingt dies recht gut, selbst wenn es sinnvoller gewesen wäre, den großen Twist doch etwas später zu offenbaren. Dadurch scheint der Film einen kleinen Durchhänger spendiert zu bekommen, was sich aber beim genaueren Hinsehen schließlich dennoch als falsch erweist. Eine Zeit lang entsteht das Gefühl, die Geschichte wisse nicht mehr wohin sie führen solle. Glücklicherweise hält dies aber nicht lange an.

Jones fährt schließlich bis zum nicht unbedingt überraschenden, aber konsequenten Finale die subtile und ruhige Schiene weiter, was in Zeiten von computer(de)generierten Effektorgien á la „Transformers“ als wahre Poesie zu bezeichnen ist. „Moon“ ist, so der Regisseur, als Trilogie angedacht, was sicherlich nicht verkehrt erscheint. Zwar müsste Teil zwei schon ein gänzlich anderer Film werden, Liebhaber anspruchsvoller Science-Fiction-Kost sind mit diesem feinen und komplett SFX-freien Streifen aber bestens bedient. Fans von Sam Rockwell sowieso.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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