Im Metier des schwedischen Punks der Neunzehnneunziger schienen MILLENCOLIN anderen Genre-Verfechtern oft eine Nasen-, Pardon Schnabellänge voraus. Denn die vier Jugendfreunde unter dem Wappentier des gelben Vogels etablierten bereits mit ihren Demos jenen Sound, der sie später auch international zu stattlichen Erfolgen führen sollte. Anders als etwa die vergleichbar populären SATANIC SURFERS und NO FUN AT ALL mussten MILLENCOLIN nicht erst stilprägende Besetzungswechsel am Mikro absolvieren, ehe sie sich zu voller Stärke entfalten konnten.
Das hauptsächliche Songwriting übernahm von Beginn an Frontmann Nikola Sarcevic, dessen unaufgeregt klare Stimme ungeachtet des jugendlichen Charmes bis heute von einem melancholischen Hauch umweht bleibt. Auf der Debüt-EP „Use Your Nose“ war davon noch wenig(er) zu spüren. Dafür setzten die sechs Songs (das Titelstück ist als Hidden-Track eingebettet), neben einem deutlichen Ausrufezeichen, den Grundstein für ihren schrittweise perfektionierten Sound. Heraus sticht, neben dem Ska-lastigen „Shake Me“, das hymnische Qualitäten entfaltende „Melack“.
Doch selbst wenn Sarcevics Stimme noch nicht die Geschmeidigkeit späterer Outputs ausstrahlt und der Klang streckenweise eher scheppernd daherkommt, ist die von Skate-Themen dominierte, in Gänze später auf der 7“- und B-Seiten-Kompilation „The Melancholy Collection“ (1999) zweitverwertete EP in Summe überaus gelungen. Das Tempo stimmt (bestes Beispiel: „In a Room“), die Melodien bleiben im Ohr und der Sound gibt sich abwechslungsreich genug, um seine Urheber für die Speerspitze der seinerzeit knospenden europäischen Melo-Core-Front zu prädestinieren. Der Rest ist ein sympathisches, glücklicherweise bis heute andauerndes Stück Punk-Rock-Geschichte.
Wertung: (7 / 10)