Die Kinder spielen wieder verrückt. Und das auf eine Weise, die überrascht. Denn in der Vergangenheit standen KIDS INSANE vorrangig für schwer lärmenden Hardcore mit hohem Aggressionslevel und zünftigem Vorwärtsdrang. Doch damit es nun vorbei. Zumindest teilweise. „Cluster“, der zweite Langspieler der Band aus Tel Aviv, schlägt deutlich weniger ungestüme Töne an und präsentiert eine eigenwillige Mischung aus Alternative, Hardcore und Punk.
Dass die rockigen Einflüsse den übrigen Stilrichtungen dabei nicht zwingend untergeordnet werden, sondern vermehrt in den Mittelpunkt streben, belegen etwa „Overthinking“, das hymnenhafte „This Place is Killing Us“ oder das fiebrige „Not a Slave“. Die Herangehensweise erinnert unweigerlich an REFUSED. Nur wirken die Songs insgesamt aufgeräumter und weniger progressiv nach vorn gepeitscht. Ein packendes Stück Musik ist dem Fünfer aus Israel damit zweifelsfrei gelungen. Dafür steht auch die Produktion, die angemessen druckvoll erscheint, ohne sich – wie etwa das dezent aufgesetzte letzte REFUSED-Album „Freedom“ – stadiongemäßem Bombast hinzugeben.
Dazu passen auch die variablen Vocals, die seltener inbrünstig geschrien werden und trotzdem nie an Durchschlagskraft verlieren. Wer die früheren Outputs von KIDS INSANE mochte, wird sich also nicht allein gemessen am verwaschen aus den Boxen plärrenden Akustik-Finale „Waiting“ umgewöhnen müssen. Dank vorwärtspreschender Tracks wie „Varicose“ oder „Not Yet“ sollten aber auch jene Hörerkreise auf ihre Kosten kommen, die es vornehmlich laut und ungestüm brauchen. Wenn „Cluster“ eines bietet, dann ist es Abwechslung. Um Herzblut und gute Texte musste man sich bei KIDS INSANE ohnehin noch nie Sorgen machen.
Wertung: (7,5 / 10)