Stellt euch und LIGHT TO THE BLIND doch einleitend kurz vor.
LTTB: Wir sind Kevin, Philippe, Daniel, Rainer und Arne aus Mainz und Umgebung. Die Band gibt es schon seit 2009. In dieser Zusammensetzung spielen wir seit Anfang 2018 zusammen.
Unsere Charaktere sind sehr unterschiedlich, von angehenden Lehrern, Wirtschaftswissenschaftlern, Chemikern, Immobilienmanagement-studenten und irgendwas mit Medien ist alles vertreten, aber am Ende sind wir einfach fünf Typen, die Spaß daran haben, zusammen Musik zu machen.
Wo seht ihr eure musikalischen Wurzeln – und welche Bands beeinflussen euer Schaffen maßgeblich?
LTTB: Auch hier sind wir sehr breit aufgestellt. Wenn fünf Leute verschiedenen Alters und Herkunft aufeinandertreffen, bringt natürlich jeder seine individuellen Geschmäcker und Vorlieben mit. Die Herausforderung für uns ist es, alles unter einen Hut zu bekommen und daraus unseren eigenen Stil zu machen.
Beeinflusst und beeindruckt haben uns Bands wie ALL SHALL PERISH, TEXAS IN JULY, AUGUST BURNS RED, PARKWAY DRIVE, THE GHOST INSIDE oder ARCHITECTS. Darüber hinaus wurden wir aber auch von Künstlern jenseits der Metal- und Hardcore Szene geprägt.
Nach seiner kommerziellen Kannibalisierung scheint der Metal-Hardcore wieder vermehrt im Independent behaftet zu sein. Für euch eine erwartbare Entwicklung und mehr noch die Chance für neue Impulse?
LTTB: Ehrlich gesagt haben wir uns darüber noch nie viele Gedanken gemacht. Aber Trends, Moden und auch Musik-Genres kommen und gehen ja immer wieder mal. Aktuell sind ja auch die Klamotten der 90er wieder am kommen…
Von daher war es zu erwarten, dass nach einer kommerziellen Phase wieder eine andere folgt. Im Fall der Metal- und Hardcore-Szene hängt das stark vom öffentlichen Interesse ab. Chancen für neue Impulse hat man aber eigentlich immer, da jede Bewegung gute und interessante Künstler mit sich bringt, nur eben auf eine andere Weise.
Kürzlich habt ihr in Eigenregie eure zweite EP „Reflections“ veröffentlicht. Was könnt ihr über die Entstehungsgeschichte der Scheibe erzählen? Und wie haben sich Band und Sound zwischen „Reflections“ und dem Vorgänger „Free Your Mind“ entwickelt?
LTTB: Relativ kurz nach dem Release von „Free Your Mind“ haben sich leider zwei unserer Mitglieder der ersten Stunde aus Zeitgründen von uns getrennt. Daher lief die Promo-Phase für die Platte nicht optimal. Auch die Suche nach neuen Mitgliedern stellte sich schwieriger dar als erwartet. Als wir dann ein halbes Jahr später wieder vollständig waren, haben wir uns deshalb dazu entschlossen, direkt an neuem Material zu arbeiten.
Eigentlich hatten wir geplant, früher mit der neuen CD fertig zu werden. Allerdings mussten wir wegen der Promotion (Doktorarbeit) eines Bandmitglieds, die viel Zeit in Anspruch nimmt, wieder einen neuen Gitarristen suchen, was uns wiederum mehr Zeit gekostet hat. Allerdings haben die Wechsel wieder neue Einflüsse in die Band gebracht, was sich im Sound von „Reflections“ widerspiegelt. Aber auch unsere eigenen Geschmäcker haben sich mit der Zeit natürlich geändert und weiterentwickelt.
Generell sind wir der Meinung, dass „Reflections“ etwas erwachsener und ausgereifter daherkommt als sein Vorgänger. Der Sound zeigt somit die Veränderungen in der Band, aber auch von uns selbst auf.
Erhält der DIY-Gedanke im Zeitalter von Internet und onlinegestützten sozialen Netzwerken eine neue Bedeutung – oder erleichtert es eigenverantwortlichen Bands im musikalischen Untergrund schlicht die Arbeit?
LTTB: Sowohl als auch! DIY hat auf jeden Fall eine neue Bedeutung. Technisches Equipment und fortschreitende Digitalisierung bringen viele Chancen mit sich, da es heutzutage etwas einfacher ist, eigene Musik in hoher Qualität selbst aufzunehmen, zu bearbeiten und auch einem breiten Publikum zu präsentieren.
Diese Entwicklung bringt aber auch mit sich, dass es mittlerweile sehr viele gute Bands mit qualitativ hochwertigem Material gibt und es schwieriger ist, sich von der Masse abzuheben.
Viele DIY-Verfechter stellen ihre Veröffentlichung kostenlos im Internet zur Verfügung. Wie steht ihr dazu?
LTTB: Man muss als Künstler wissen, was man erreichen will. Für uns ist die Musik kein Beruf, sondern ein Hobby, weshalb bei uns der kommerzielle Aspekt nicht im Vordergrund steht.
Unser Ziel ist es, so viele Menschen wie möglich mit unserer Musik zu erreichen. Das ist natürlich leichter, wenn die Musik kostenlos bei allen gängigen Streaming-Diensten verfügbar ist.
Für eingefleischte Fans haben wir natürlich auch CDs und Merchandise-Artikel, damit jeder, der möchte, ein Stück LIGHT TO THE BLIND mit nach Hause nehmen kann.
Mit welchen Themen setzt ihr euch textlich auseinander?
LTTB: Mit allem, was uns in den Sinn kommt bzw. uns aktuell beschäftigt. Auf „Reflections“ gibt es einige Tracks, die von sehr persönlichen Erlebnissen berichten. Es gibt allerdings auch zwei Songs, die gesellschaftliche Themen behandeln.
„Disconnected“ beschreibt, wie sich die Menschen durch exzessiven Konsum von Social Media eher voneinander entfremden als sich einander anzunähern. In „Arsonists“ kritisieren wir den Umgang mit fremden und schwachen Mitgliedern unserer Gesellschaft und die Ausbeutung unseres Planeten.
Auch wenn der Metal nicht zwingend politisch ausfällt: Wie lautet eure Meinung zu den aktuellen politischen Entwicklungen und Diskussionen in Deutschland?
LTTB: Es gibt für uns Sachen, die gar nicht gehen. Dazu zählen zum Beispiel Rassismus, Gewalt und Sexismus. Aber nicht aufgrund der aktuellen Entwicklung, sondern von Anfang an. Wir haben uns nie als politische Band verstanden, sondern als Botschafter für mehr Menschlichkeit und ein harmonisches Miteinander, womit unsere Haltung zu aktuellen Geschehnissen auf der Hand liegt.
Wie waren die bisherigen Resonanzen auf „Reflections“?
LTTB: Bisher haben wir viel Gutes gehört. Wir freuen uns aber auch immer, wenn Freunde, Mitmusiker und andere uns konstruktiv kritisieren, da wir bei dieser Kritik ansetzten, darüber reflektieren und uns letztendlich verbessern können.
Wie regelmäßig könnt ihr euch live präsentieren und was sind eure Pläne für die zweite Jahreshälfte von 2019?
LTTB: In unserer Laufbahn haben wir schon viele Bühnen gesehen. Wir sind trotzdem nach wie vor hungrig und nehmen jeden Gig mit, den wir bekommen können. Momentan ist es etwas ruhiger, was dem Sommerloch, einer Bachelorarbeit und familiären Gründen geschuldet ist.
Aktuell arbeiten wir daran, für den Herbst/Winter möglichst viele Shows zu bekommen. Wir ziehen den meisten Spaß am Bandleben daraus, zusammen auf der Bühne zu stehen und uns für die Arbeit, die wir in LIGHT TO THE BLIND stecken zu belohnen…
… und Bier.
Wer mehr über LIGHT TO THE BLIND erfahren möchte, der…
LTTB: …sollte uns unbedingt auf einer unserer Shows ansprechen oder uns anschreiben, wenn es um konkrete Fragen geht. Wir freuen uns immer, wenn sich jemand für uns interessiert.
Bei generellem Interesse können wir unsere Social-Media-Kanäle empfehlen, auf denen wir versuchen, die Leute so gut es geht auf dem Laufenden zu halten, auch wenn wir nicht immer Content ohne Ende raushauen.
Und auch die finalen Worte gebühren euch:
LTTB: Da wir gerne das letzte Wort haben, sagen wir vielen Dank und beste Grüße!