HandleMeDown 10th Anniversary Birthday Bash w. Stand Fast & Steve From England

 Wir sind 10. Nicht Deutschland, nicht Papst, sondern schlicht 10. Oder anders: Seit dem Sommer 2011 gibt es HandleMeDown 10 Jahre. Um diesen Anlass gebührend zu feiern, haben wir am 6. August ein Konzert im Schokoladen in Berlin organisiert. Ursprünglich sollte es dazu Gastreviews geben. Aber die Leute schienen irgendwie zu beschäftigt. Mehr als vier Monate später erinnern wir uns gern an diesen Abend. Andere auch. Die häufigste Frage dabei ist: Wo bleiben die Fotos? Anstatt aber einfach ein paar Bilder ins Netz zu stellen, besorgen wir nun selbst das überfällige Review. Quasi retrospektiv.

Dabei gilt es erst einigen Menschen Dank zu zollen. Allen voran den Betreibern des Schokoladens in Mitte, die sich tapfer Gentrifizierung und Verschlimmbesserung des Stadtbildes entgegenstellen und für die Bewahrung ihres gemütlichen Underground-Clubs bis vor Gericht ziehen. Weiterhin viel Glück beim Kampf gegen die Windmühlen! Ebenso gilt es die Leistungen der beiden Aftershow-DJs zu würdigen. Moritz und Flo, oder auch DJ BSE und DJ BonD (Blood on the Dance-Flo), haben mit ihrem unermüdlichen (und unentgeltlichen) Einsatz dazu beigetragen, die Party in die Nacht zu tragen. Das gelang nach kleinen Anlaufschwierigkeiten souverän.

Neben den rund 60 zahlenden Gästen, die den Schokoladen (und sich selbst) angemessen füllten, bleiben noch die beiden Bands anzuführen, die den Weg in die Hauptstadt auf sich nahmen, um für ungewissen Sold auf die Bühne zu treten. Da sowohl STAND FAST aus Münster als auch STEVE FROM ENGLAND aus Hannover kurzfristig je ein Bandmitglied abhanden gekommen war, wurde kurzfristig Ersatz verpflichtet. Die Konsequenz war eine verkürzte Spielzeit von beiderseits rund 30 Minuten. Aber die reichten locker aus, um die Anwesenden in Begeisterung zu versetzen.

Den Anfang machten STEVE FROM ENGLAND, deren selbsternannter Amateur-Hardcore in eine enervierende halbe Stunde gegossen wurde, die manche Kinnlade vor Staunen herunterklappen ließ. Der Sound war prächtig. Wie eigentlich immer im Schokoladen. Der treibende DIY-Hardcore-Punk mit konstantem Schreigesang kam jedenfalls trefflich an. Bei dargebotenen Tracks wie „Into Every White Ocean“ oder „Your Favourite Book“ wahrlich keine Überraschung. Frontmann Martin fegte wie ein Derwisch von der kleinen Bühne, animierte die Meute zum munteren Mitwirken und verbreitete eine (positive) Energie, die kaum mehr steigerungsfähig schien.

Das beeindruckte auch STAND FAST, die sich in der Folge zu einer nicht minder beeindruckenden Höchstleistung hinreißen ließen. Akustisch legten die Westfalen sogar noch eine Schippe drauf und machten ihren in Tempo und Härte enorm variablen Post-Hardcore zu einem echten Erlebnis. Und während Martin weiterhin an vorderster Front – nur diesmal eben ohne Mikro – seine Kreise zog, begeisterten STAND FAST mit Songs des Kalibers „Listen to the Ocean“ oder allen voran „Affected Magnitude“. Ein bisschen Enttäuschung mochte sich ob der Kürze der Sets eingestellt haben. Aber die Lust auf mehr dürfte die Namen der beiden Combos definitiv in bester Erinnerung halten.

Danach folgte die Aftershow Party. Die Bands blieben so lange es ging, das Publikum in weiten Teilen ebenso. Mit fortschreitender Dauer nahm die Aktivität vor dem DJ-Pult zu. Dahinter sowieso. Eigentlich war alles so, wie es in Berlins (oder irgendeiner) Subkultur sein sollte: Unabhängig, ausgelassen und im weiteren Sinne unkommerziell. Unzufriedene Gesichter gab es jedenfalls keine. Und das allein ist bereits mehr, als wir mit dieser kleinen öffentlichen Geburtstagsparty zu erreichen hofften. Wir werden uns in Zukunft um Fortsetzung bemühen – und das hoffentlich nicht erst in 10 Jahren!

Dank für die Gestaltung des Plakats gilt Jan K.

Die Fotos wurden von Steffi, Christian und Ivo bereitgestellt.

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