15.12.2011 – Defeater / More Than Life / Together – Berlin Cassiopeia

defeater2012Über die Live-Qualitäten von DEFEATER müssen wohl nicht mehr viele Worte verloren werden. Und so schien es nicht weiter verwunderlich, dass das Berliner Cassiopeia auch beim zweiten Gastspiel der Bostoner binnen neun Monaten restlos ausverkauft war. Um die gern zitierte Teilnahmslosigkeit des Hauptstadtpublikums musste man sich ebenfalls keine Sorgen machen. Leidenschaftlich wurden die deprimierenden Texte intoniert und vor der Bühne ein Wirbelwind entfacht, der von der ersten bis zur letzten Sekunde anhielt.

Das Vorprogramm wurde von TOGETHER und MORE THAN LIFE bestückt, die musikalisch in eine ähnliche Kerbe schlagen wie DEFEATER. Will heißen melodische Wandlungsfähigkeit trifft verzweifeltes Geschrei. Den Anfang machten TOGETHER aus Aschaffenburg, die vor allem gesanglich Parallelen zum US-Headliner aufwiesen, daneben aber bisweilen deutliche(re) Punk-Sprengsel in die Musik einbrachten. Es folgten die Südengländer von MORE THAN LIFE, die instrumental vom Fleck weg packten. Nur der Gesang trübte den Gesamteindruck. Die barsche Stimme wirkte kraftlos und wollte nicht so recht zu den vielseitig Richtung Post-Hardcore strebenden Melodien passen.

 Den Zuschauern in den ersten Reihen war das egal. Wer konnte grölte mit und auch die Bewegung vor der Bühne dürfte den Briten ein warmer Willkommensgruß gewesen sein. Aber wie so oft rückten die Leistungen der Vorbands mit Auftauchen des Hauptacts in den Hintergrund. Denn DEFEATER machten ohne Umschweife – und diesmal glücklicherweise auch ohne streitbare Zwischenansagen – klar, warum sie derzeit zum Besten gehören, was der moderne Hardcore zu bieten hat. Vor allem, da die prägnante Röhre von Frontmann Derek Archambault durch die ausgefeilte Instrumentierung (und verschiedene Akustik-Ausflüge) ein eindrucksvolles Gegengewicht erhält.

Zwischen klassischem Punk und (Post-)Hardcore funktioniert das Quintett auf verschiedenen Ebenen und eint diese unter dem konzeptionellen Dach einer fortlaufenden textlichen Thematik, die sich dem Schicksal einer Arbeiterfamilie in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg widmet. Ausgebreitet wurde dies in einem begeisternden Set, das mit „Blessed Burden“, „The Red, White and Blues“, „Dear Father“, „Waves Crash, Clouds Roll“ oder „Cowardice“ keine Wünsche offen ließ. Band und Publikum gaben gleichermaßen alles und sorgten für Begeisterung nach Maß. Einen würdigeren Abschluss des Konzertjahres 2011 hätte es damit kaum geben können!

Dank fürs Foto gebührt einmal mehr Ivo H.!

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