Vor einigen Monaten bereits ließen COMEBACK KID das Berliner Magnet aus allen Nähten platzen. Bei ihrem jüngsten Gastspiel sollte es trotz angenehm ins Gewicht fallendem Bewegungsspielraum im Konzertsaal nicht anders sein. Vereinzelte Bedenken blieben. Unlängst verließ Frontmann Scott Wade die Band, die so entstandene Kluft versucht seitdem Gitarrist Andrew Neufeld zu schließen. Soviel vorab, es sollte ihm gelingen, wenn auch nicht ohne erwartungsgemäße Abstriche.
Den Anfang machten PARIS IN FLAMES, die Hardcore mit Post- und Metal- schmücken, zwischen nach vorn gepeitschter Wut und melodiöser Nachdenklichkeit aber nur bedingt zu fesseln vermochten. Der Kontrast gefiel, gerade in den ruhigeren Passagen. Dennoch muss der Band attestiert werden, dass ihr Potential längst nicht ausgeschöpft ist. Der heimliche Headliner RAISED FIST bat als nächstes zum Tanze in den Pit, im Gepäck ihr kürzlich veröffentlichtes Album „Sounds of the Republic“. Jenes stellte einen beträchtlichen Anteil der vorgetragenen Stücke, was aber nicht heißen soll, die Schweden hätten „Dedicated“ und „Ignoring the Guidelines“ vergessen. Mit der Kraft eines Bulldozers planierten RAISED FIST das Magnet, während die Freude an der Bewegung in den vorderen Reihen von Minute zu Minute wuchs.
Allein Schlagzeuger Matte leistete Schwerstarbeit und erschütterte den Club in seinen Grundfesten. Neben Sinnfreien Ansagen und tapsigen Versuchen, in der Deutschen Sprache Fuß zu fassen, schwang Sänger Alle die vokale Abrissbirne. Bei den bandtypischen, dezent von Industrial-Metal influenzierten Tracks funktionierte das ausgezeichnet, obgleich sich die seichter gesungenen Passagen der aktuellen Platte im Nebel des Radaus allzu leicht verloren. Für die Zugaben sparten sich RAISED FIST das GORILLA BISCUITS-Cover „New Direction“ und den Smash-Hit „Breaking Me Up“ – beide zu finden auf „Ignoring the Guidelines“ – auf. Die Musiker dürften zufrieden gewesen sein, das Publikum war es sowieso.
COMEBACK KID wurden im Anschluss gebührend abgefeiert. Das Set – zumindest bis mich ein dringlicher Termin vorzeitig aus dem Magnet entschwinden ließ – bestand aus standesgemäßen Hardcore-Hymnen (u.a. „Partners in Crime“) und dem Versuch des neuen Sängers, der Bürde der Erwartungshaltung seitens der Fans gerecht zu werden. Den Anwesenden schien die personelle Änderung wenig Kopfzerbrechen zu bereiten, allen voran, weil Andrew stimmlich bemüht nah an seinen Vorgänger heranreichte. Die Resonanzen waren positiv, der Auftritt überzeugend. Dennoch verließen RAISED FIST die Bühne als (leichter) Gewinner des Abends.