Es gibt Bands, auf die wartet man gern. Das erste Live-Erlebnis von I AGAINST I liegt für den Autor dieser Zeilen mittlerweile zehn Jahre zurück. Es war das Abschiedskonzert der Niederländer, im Februar 2009. Zwischen dem musikalischen Kennen-/Liebenlernen und jenem Abend in Dordrecht lag ebenfalls rund eine Dekade. Dass es eine weitere brauchte, um das Trio neuerlich vor Publikum zu erleben, liegt zu einem Gutteil an ihrer achtjährigen Auflösungsperiode. Geändert hat die jedoch nichts. Denn auch mit ihrem 2018 vorgestellten vierten Album, „Small Waves“, bedienen I AGAINST I jenen Sound, der ihnen in den späten Neunzigern ein Signing bei Epitaph Records einbrachte.
Eine weitere Band, auf die das Warten gelohnt hat, ist PRIMETIME FAILURE. Dass die zurecht aufstrebenden Bielefelder klingen, als hätten sie den Skate-Punk erfunden, ist lediglich eine sympathische Ausprägung des vollends auf herzerweichend nostalgische Melo-Core-Klänge setzenden Vierers. Die Initiative für das gemeinsame Konzert im Kölner Bar-Restaurant Mongogo gründete sich daher auf eine kreative Seelenverwandtschaft, die dem Publikum nur recht sein konnte. Tatsächlich wurde es ein großartiger Abend in gemütlicher Runde. Schlussendlich fanden sich kaum mehr als dreißig Zuschauer im beschaulichen Raum des Lokals ein. Der prächtigen Stimmung bescherte das allerdings keinen Abbruch.
Den Anfang machte VEGO MASH, ein Kölner Singer/Songwriter mit Stromgitarre. Er besorgte die sympathische, aber von den meisten noch nicht weiter beachtete Hintergrundbeschallung. Der knapp 20-minütige Auftritt der rheinischen Antwort auf ATOM & HIS PACKAGE machte fraglos Spaß, woran neben dem Einsatz des Beatapparats auch die punkige Explosion zum Finale Anteil nahm. Danke dafür! Nach kurzer Umbaupause war es dann an PRIMETIME FAILURE, ihren Entertainer-Status zu untermauern. Das gelang dank amüsanter Flachwitze auf der Bühne und einem bärenstarken Set (u. a. „All Hope Is Gone“, „Stuck in the 90’s“, „Apologies, I Have Some“, „Broken“, „Let Go“ und „Memory Lane“) mit Bravour. Nur „Celebrate the Winter“ hätte es als Sahnehäubchen noch auf die Ohren geben dürfen. Aber man kann eben nicht alles haben.
Die unaufgeregt zu Aufbau und Soundcheck rückenden I AGAINST I zementierten ihre Klasse anschließend mit großer Spielfreude und zahlreichen alten Hits. Den Auftakt markierte „Maybe Tomorrow“, Opener ihres noch immer grandiosen Debütalbums „Headcleaner“ (1998). Ihm folgten in der Hauptsache Beiträge von dieser (u. a. „Top of the World“, „Nailed to the Floor“, „Look Inside“ und „Ordinary Fight“) sowie der jüngsten Platte (z. B. „Hey“, „Walk Away“, „Wish I Could Remember“ und „Only Everything“). Auch der Pflicht-Hit „Space Odyssey“ vom zweiten Langspieler „I’m a Fucked Up Dancer…“ (1999) wurde vorgetragen – und ein Cover des BEATLES-Evergreens „Help!“.
Das nahezu unbekannte, darüber aber nicht minder entdeckungswürdige selbstbetitelte Drittwerk (2005) blieb hingegen bedauerlicherweise ausgespart. Dennoch war der Auftritt des heimlichen Klassikers ein waschechtes Highlight. Und dass ein anwesender Zuschauer satte zwanzig Jahre darauf gewartet hatte, die Niederländer live zu erleben, darf als eindeutiger Beleg dafür verstanden werden, dass am Ende doch alles gut wird. Zumindest manchmal.