26.09.2008 – The Business / Stigma / Berserker – Berlin, SO36

Die Rückkehr der alten Herren des Punk ist, je nach Blickpunkt, als laufende Sicherung des Lebensabends zu begreifen, oder aber als Tribut an sich und ihre Fans. THE BUSINESS treiben seit gut drei Jahrzehnten ihr Unwesen, verbergen den Anschein der Rüstige-Rentner-Fraktion hingegen mit ungebrochener Spielfreude. Das Gastspiel der Londoner im zur Hälfte gefüllten Berliner SO36 war – nicht nur für Hauptstadtverhältnisse – anständig besucht. Denn es stellt sich die Frage, ob sich noch derart viele Fans finden, die mit Bands wie diesen tatsächlich aufgewachsen sind.

Lust hatte das Publikum, so viel stand fest. Leidenschaftlich wurde in die Songs der britischen Alt-Punks eingestimmt. Kochen wollte die Stimmung beileibe nicht, dafür war einfach zu wenig Bewegung im Pulk. Der Spaßgehalt jedoch erwies sich als beachtlich. Zu Beginn allerdings sah es danach nicht aus, als die ortsansässigen BERSERKER die Bühne in Beschlag nahmen und vor kaum mehr als einer Handvoll Zuschauern den Deutsch-Rock probten. Ein bisschen VERLORENE JUNGS, ein bisschen ONKELZ, eingefahrene Melodien und Texte vom täglichen Kampf. Hier mal den Kindesmissbrauch an den Pranger gestellt, dort den Fascho-Anfeindungen mit eigenem Liedgut begegnet. Spaß machte das wirklich keinen.

Mit STIGMA änderte sich das Stimmungsbild. Genauer Vinny Stigma, Gitarrist von AGNOSTIC FRONT. Der hat auch schon mehr als ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel, jedoch jetzt erst Solopfade beschritten. „New York Blood“ heißt sein Debüt, auf dem er und Band, zu der auch AF-Basser Mike Gallo zählt, in Street-Punk verpackte Anekdoten seines bewegten Lebens erzählen. Live machte das einiges her, vor allem mehr als auf Platte. Zwar dauerte der Auftritt kaum länger als eine halbe Stunde, dafür flocht er bei sympathischem Auftreten genügend Hits seines Erstlings – neben dem Titeltrack auch „Trouble“ und „My Reflection“ – ein. So ließ es sich doch schon besser an.

Frohen Mutes und freudig empfangen, unterstrichen THE BUSINESS nach viel zu langer Umbaupause, warum mit ihnen auch im Lebensabend noch zu rechnen ist. Ihre noch aktuelle EP „Mean Girl“ unterstrich dies im Jahresvorfeld bereits eindrucksvoll. Nun also die Zugabe in Persona, mit britischem Kauderwelsch und einer vollen Stunde alter, neuer und überhaupt nur Hits. Ob „Blind Justice“, „Smash the Discos“ oder „Loud Proud and Punk“, unerschütterliche Gassenhauer wie „Guiness Boys“ und „Drinking and Driving“, die vier von der Insel legten bei tadellos schnoddrigem Raumklang eine mitreißende Performance hin. Ob man das nun unbedingt erlebt haben muss, bleibt fraglich. Wenn der Generationenkonflikt aber auf solch bierselige Weise beigelegt werden kann, dann Hoch die Tassen und mitgesungen.

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