17.11.2007 – Sham 69 / Eastside Boys / L.A. Jesus – Berlin, SO 36

Eine Legende des UK-Punks auf Bummeltour: Mehr als 30 Jahre nach ihrer Gründung überziehen die Londoner SHAM 69 das europäische Festland mit einer Konzertreihe. Als Anlass dient die Veröffentlichung des jüngsten Albums „Western Culture“, das den musikalischen Geist der alten Tage einfach in die Gegenwart überträgt. Für die nötige Vorfreude ist also gesorgt, selbst wenn aus der Gründerzeit der Band nur Gitarrist Dave Parsons übrig geblieben ist. Die 2006 vollzogene Trennung von Sänger Jimmy Pursey brachte eine Zwangspause mit sich, an deren Ende mit Tim V ein neuer Frontmann – und erwähnte Platte – stand.

Die zunehmenden Besetzungswechsel führen dazu, dass SHAM 69 allmählich zur Coverband der eigenen Historie werden. Dem Publikum im Berliner SO 36 schien dies absolut gleichgültig. Der neue am Mikro stellte sich erst gar nicht vor, ließ nur kurz verlauten, er habe sein Gesicht chirurgisch verändern lassen und spulte das Repertoire der weitgehend klassischen Songs mit Einsatz und Wonne ab. „Western Culture“ wurde kaum bedacht, neben dem Titeltrack blitzte der Opener „Asbo Sports Today“ auf, dafür ein famoser Rundumschlag durch alle Phasen ihrer Geschichte geboten. Den gut 450 gut aufgelegten Zuschauern kam das gerade recht.

Das Vorprogramm besorgten die heimischen Vertreter von L.A. JESUS und den EASTSIDE BOYS. Die Erstgenannten legten eine ansprechend gespielte, wenn auch etwas dröge Mischung aus (Glam-)Rock und Alternative vor, was die meisten Besuchern eher teilnahmslos zur Kenntnis nahmen. Munterer ging es schon bei den EASTSIDE BOYS zu, die weitgehend deutschsprachigen Punk-Rock mit Street-Einflüssen spielen. Auch sie verwiesen auf eine neue Scheibe, namentlich „The Boys are Back in Town“, deren Fundus sie denn auch ausgiebig auf ihre Hitdichte überprüften. Die Stimmung stieg, was angesichts durchgehend temporeicher, nicht selten an die DUCKY BOYS erinnernder Stücke, auch kaum verwunderte.

Kein Halten mehr gab es dann bei SHAM 69, die sich putzmunter und soundtechnisch ohne Tadel an die Begeisterung der bunt gemischten Fans machten. Bei ausgiebig von der Menge begleiteten Songs wie „Hurry Up, Harry”, „I Don’t Wanna”, „Tell Us the Truth“, „Angels with Dirty Faces”, „Borstal Breakout“ und natürlich – zum glorreichen Abschluss – „If the Kids are United“ wird solch ein Konzert ohnehin zum schieren Selbstläufer. So entspannte sich, wenn auch kein denkwürdiger, so doch ein überaus gelungener Konzertabend. Und da bei der Musik von altersbedingtem Verschleiß keine Rede sein kann, störte sich auch niemand an der Frischzellenkur der Bandbesetzung. Auf die nächsten drei Dekaden!

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