Puppet Master III: Toulon’s Rache (USA 1991)

puppetmaster3Niemandem, der sich auch nur am Rande mit dem Phänomen des Horrorfilms beschäftigt, kann das Detail entgangen sein, dass Fortsetzungen in diesem Genre eine pragmatische Maxime darstellen. Sie sind so unbestreitbar wie der Fakt, dass nur die keusche Jungfrau einen Slasher überlebt, um eventuell im zweiten oder achten Teil dann doch noch irgendeinen ´kreativen Abgang´ ins Drehbuch geschrieben zu bekommen. Womit wir wieder am Ausgangspunkt wären. Denn das Grauen kehrt immer zurück!

Ein sehr pflichteifriger Bewahrer dieser filmischen Tradition ist Charles Band, mit seiner Produktionsschmiede Full Moon einfach alles wegproduziert, was auch nur minimal nach Rentabilität müffelt. Trotz geschätzt 80.000 (leicht untertrieben) auf den Weg gebrachter B-Filme für die wundersame Fraktion der Trash-Enthusiasten, ist eine Filmserie untrennbar oder (Füße hoch, der kommt niedrig!) wie mit unsichtbarem Band an unseren Charlie gebunden: (Fanfare) Die „Puppet Master“-Reihe. Immerhin ist die Saga mittlerweile ja zum 10-Teiler angewachsen. Doch hier und jetzt soll es um den dritten Part, der unter Fans allgemein als der gelungenste der Serie bezeichnet wird.

Nun sind Attribute wie „gelungen“ im Kontext der Full Moon-Produktion nicht unbedingt selbstverständlich. Nichtsdestotrotz stellt „Puppet Master III: Toulon´s Revenge“ nach dem doofen Einstand und dem noch schlechteren Nachfolger tatsächlich eine wohltuende Abwechslung dar. Das liegt allemal auch daran, dass der neue Regisseur der Reihe David DeCoteau („Creepzone“) nicht wie bei den ersten beiden Schlaftabletten eine langweilige Geschichte um langweilige Forscher in einem langweiligen Hotel erzählt, sondern den Weg der Vorgeschichte einschlägt.

Einige Fakten aus den Vorgängern werden gleich vorweg großzügig fallen gelassen. Blies sich Toulon im ersten Film noch anno 1939 in Bodega Bay das Hirn aus dem Schädel, ist er nun plötzlich im Jahre ´41 putzmunter in Deutschland unterwegs. Kontinuität und Logik spielen in der band´schen Welt eben keine übergeordnete Rolle. Jener André Toulon (jetzt Guy Rolfe, der schon 1987 in „Dolls“ mit wildgewordenen Puppen zu tun hatte) und seine Frau Elsa (Sarah Douglas, kämpfte in „Superman II“ als böse Kryptonierin Ursa gegen den Stählernen) betreiben ein Puppentheater, in welchem sie vor bissiger Satire nicht zurückschrecken. Das erregt selbstredend den Unmut der Nazis.

Als Toulon eine Führer-Puppe von Six Shooter, einem sechsarmigen Cowboy-Holzmann, über den Haufen schießen lässt, ist die Gestapo geschwind zur Stelle. Umso interessanter ist die Entdeckung, dass der alte Mann anscheinend ein Serum entwickelt hat, der seine Holzkameraden quicklebendig werden lässt. Major Krause (fies wie immer: Richard Lynch, „Invasion USA“) ist begeistert, da die Experimente des hauseigenen Reanimators Dr. Hess (Ian Abercrombie, Ashs Zauberer-Freund aus „Armee der Finsternis“) nicht unbedingt erfolgreich verlaufen. Seine ins Leben zurückgeholten Zombie-Soldaten sind, wie sollte es überhaupt anders ein, hirnlose Hüllen. Bei dem Versuch, die Toulons festzunehmen, wird Andrés geliebte Elsa tödlich verwundet, was den eigentlich friedliebenden alten Mann mit Hilfe seiner Puppen zum gnadenlosen Rächer werden lässt.

Es geht doch! Weshalb man drei Anläufe gebraucht hat, um einen passablen „Puppet Master“ zu schaffen, wird für immer ein Mysterium bleiben. Man darf die Entscheidung, Toulon und seine Holzschergen quasi zu Helden zu machen, durchaus loben. Und wie vollzieht man diese Transformation am einfachsten? Na klar, lass sie gegen böse, böse Nazis antreten! Mit Standardschurken wie Richard Lynch als perfidem Oberbösewicht gelingt dies umso leichter. Kennt man Teil drei, der übrigens, natürlich in vollendet geschnittener Fassung, auch schon im teutonischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, darf man die Vorgänger also getrost vergessen.

Böses Treiben einer lebendig gewordenen Puppe hat man (besser) beim Kollegen „Chucky“ sehen dürfen. Was die Welt aber sicher gebraucht hat, waren eben heldenhafte Horrorpuppen. Und diese wurden uns hier endlich beschert. Wie es die Tradition mittlerweile vorschreibt, gibt es auch hier eine bisher noch nicht gesehene Mörderpuppe, den bereits erwähnten Cowboy Six-Shooter, der aber ein grenzdebiles Lächeln eingemeißelt bekommen hat, so dass sein Auftreten heuer zum Schmunzeln einlädt. Doch entschädigt allein die Schöpfung von Leech Woman (die nette Blutegel spuckende Lady) und Blade, der Messer schwingenden und beliebtesten Puppe des Teams, für manch trashigen Abstrich.

Wer seine Erwartungen entsprechend niedrig halten kann, wird mit dem dritten Teil der Endlosreihe sicherlich seinen Spaß haben. Wer nur beim Erwähnen von wandelnden Attentäter-Puppen vs. Nazis mit den Augen rollt, für den spielt bei (Vorsicht: Wortspiel!) Charles Band sowieso nicht die Musik!

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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