Legend of Tarzan (USA 2016)

Der berühmteste Lianenschwinger der Filmgeschichte ist zurück. In mehr als drei Dutzend Werken wurde Tarzan bislang zum Leben erweckt und dabei u. a. von Olympia-Schwimmer Johnny Weissmüller, Lex Barker oder Christopher Lambert verkörpert. In Person von Alexander Skarsgård („True Blood“) erhält die von Schriftsteller Edgar Rice Burroughs 1912 eingeführte Heldenfigur ein modernes Gesicht. Die um ihn drapierte Geschichte setzt hingegen voll auf revisionistische Kolonialklischees. Das wirkt nicht nur überflüssig, sondern streckenweise hochgradig ärgerlich. Dass der von David Yates („Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“) gefertigte Streifen dennoch brauchbar funktioniert, liegt neben dem hohen Actionanteil an der munter agierenden Starbesetzung.

Der von Affen aufgezogene Tarzan hat dem Dschungel den Rücken gekehrt und lebt unter dem Namen John Clayton III. in England. Vom belgischen König wird er in seine alte Heimat, den Kongo, eingeladen, um die dort angestrebten Entwicklungen zu begutachten. Neben Gattin Jane (Margot Robbie, „Suicide Squad“) wird er vom Amerikaner George Washington Williams (Samuel L. Jackson, „The Hateful 8“) begleitet, der Beweise für die Versklavung der einheimischen Bevölkerung sammeln will. Zu spät bemerkt Tarzan jedoch, dass der Trip eine Falle ist: Der mit der systematischen Ausbeutung des Kongo betraute Colonel Rom (Christoph Waltz, „James Bond: Spectre“) will ihn an den rachsüchtigen Stammesführer Mbonga (Djimon Hounsou, „Guardians of the Galaxy“) ausliefern, um Zugang zu einem immensen Edelsteinvorkommen zu erhalten.

Man könnte die Klischeetreue der Macher als Reminiszenz an den (Zeit-)Geist der Vorlage deuten. Dass der weiße Tarzan Herr über die Wildtiere ist oder die Eingeborenen am Ende zu Zaungästen ihres eigenen Kampfes gegen die Unterdrücker degradiert werden, muss dennoch als Rückfall in antiquierte Stereotypen bezeichnet werden. Auch Samuel L. Jacksons historisch verbürgter Bürgerkriegsveteran wirkt, als würden die USA Verantwortung für die eigene Historie übernehmen und das Übel der Sklaverei über die Landesgrenzen hinaus bekämpfen wollen. Was über die Eindimensionalität von Plot und Figuren hinwegsehen lässt, sind neben den stimmungsvollen Landschaftspanoramen die wonnigen Leistungen von Margot Robbie (als Trägerin eines selbstbewussten Frauenbildes) und Christoph Waltz (als wiederum süffisanter Schurke).

Der mit Jim Broadbent („Cloud Atlas“), John Hurt („Snowpiercer“) und Ben Chaplin („Mad Dogs“) selbst in kleinen Rollen prominente Cast bleibt jedoch Spielball einer altbackenen Story. Die handelt in Rückblenden die Vorgeschichte Tarzans ab, lässt ihn mit computergenerierten Gorillas ringen und eine Horde Gnus entfesseln, um den Jane gekidnappten Rom und seine Söldnerarmee zu stoppen. Der üppige CGI-Einsatz bringt dabei nicht durchweg den gewünschten Erfolg. Während vor allem die Affen sehenswert animiert sind, wirken andere Sequenzen eher künstlich. Wer sich an all den (berechtigten) Kritikpunkten partout nicht stören will, erlebt ein temporeiches Abenteuer mit guter Besetzung. Ob der legendäre Schrei des Affenmenschen in absehbarer Zeit erneut durch die Kinosäle hallen wird, bleibt angesichts des mageren Einspielergebnisses in Nordamerika jedoch fraglich.

Wertung: 5.5 out of 10 stars (5,5 / 10)

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