Gold – Gier hat eine neue Farbe (USA 2016)

Hollywood ist voll von Geschichten über Glücksritter. Manche inspirieren, andere amüsieren. Der auf wahren Begebenheiten, genauer dem Bre-X-Skandal, beruhende kometenhafte Aufstieg (und Fall) des Goldsuchers Kenny Wells steht irgendwo in der Mitte – mit einer schlussendlich klaren Tendenz Richtung Drama. Verkörpert wird der unerschütterliche Optimist und leidenschaftliche Trinker von Oscar-Preisträger Matthew McConaughey („Dallas Buyers Club“). Der futterte sich eine beachtliche Plauze an und läuft mit schütterem, gern am Kopf klebendem Haar zu Hochform auf. Längst spielt der einstige Comedy-Beau in einer Liga mit gestandenen Method-Actors wie Christian Bale („American Hustle“). Dass die Erzählung mit dieser Klasse nicht durchweg schritthalten kann, trübt den Unterhaltungswert von „Gold“ nur marginal.

Auf seine Herkunft legt Kenny großen Wert. Der Ur-Großvater schürfte im 19. Jahrhundert eigenhändig nach Edelmetall. Auch der Vater (mit Kurzauftritt: Craig T. Nelson, „Parenthood“) blieb dieser Linie treu. Nur eben als Geschäftsmann und Explorationsexperte. Sein Unternehmen sucht in der ganzen Welt nach Bodenschätzen und lockt finanzstarke Partner auf Basis vielversprechender Probebohrungen. Der Sohn ist Teil des florierenden Konzepts. Bis Ende der Achtziger, nach dem Tod des Patriarchen, fast nichts mehr vom familiären Erbe übrig ist. Aus einer Bar in Reno heraus sucht Kenny mit treuen Gefolgsleuten (u. a. „Fremd in der Welt“-Regisseur Macon Blair) nach dem großen Coup. Seine Freundin Kay (Bryce Dallas Howard, „Jurassic World“) erträgt das karrieristische Siechtum mit Geduld. Doch im letzten Aufbäumen schmiedet Kenny einen waghalsigen Plan.

In Indonesien will er mit Hilfe des bekannten Geologen Michael Acosta (Èdgar Ramírez, „Girl on the Train“) ein Goldreservat ungeahnten Ausmaßes erschließen. Nur basiert dessen Existenz auf einer umstrittenen Theorie seines neuen Partners. Nach einem Abstecher in den Urwald ist Kennys Eifer geweckt. Mit mühsam zusammengekratztem Kapital machen sich die beiden an die Arbeit und lassen sich auch von Malaria und streikenden Arbeitskräften nicht entmutigen. Am Ende dieser von Stephen Gaghan („Syriana“) überraschend locker erzählten Strapazen steht tatsächlich die Entdeckung eines immensen Goldvorkommens. Zumindest scheinbar. Die damit einhergehenden Veränderungen sind massiv: Neben Ruhm und Reichtum ist da vor allem der Bieterwettstreit von Banken und Spekulanten, die ein möglichst üppiges Stück vom Kuchen für sich beanspruchen und den eigensinnigen Kenny alsbald ausbooten wollen. Doch in Erwartung des großen Reibachs bemerkt niemand, dass der Jahrhundertfund nur Blendwerk ist.

Im Schatten der schillernden One-Man-Show McConaugheys erhalten auch Nebenakteure wie Stacy Keach („Prison Break“), Corey Stoll („The Strain“), Toby Kebbell („Ben Hur“) oder Bruce Greenwood („Star Trek“) Raum, um Akzente zu setzen. Die ätzenden satirischen, mit aktuellem Bezug versehenen Spitzen gegen die maßlose Gier der Mächtigen in Bank und Börse werden von eiligen Wendungen im Schlussdrittel getragen, die den abenteuerlichen Film und seine Protagonisten – ähnlich „War Dogs“ – vom Heiteren ins Dramatische stürzen. Das emotionale Auf und Ab des spleenigen Anti-Helden, der im klassischen Kapitalismus wie ein Fremdkörper wirkt, lässt sich dabei an dessen nicht durchweg glaubhafter Beziehung zur bodenständigen Kay festmachen. Die Inszenierung bleibt stets zurückhaltend. Vor allem im Hinblick auf das 80’s-Zeitkolorit, das, entgegen des derzeitigen Trends, eher dezent eingesetzt bleibt und auch mit Blick auf den starken Soundtrack nie aufdringlich hervorgehoben wird. Nicht zwingend meisterliches, dafür sehenswertes und erlesen besetztes Schauspielerkino.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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