Es läuft gut für HOT WATER MUSIC. Das neue Album heimst gute Kritiken ein und auch die aktuelle Tour ist (selbstverständlich) gut besucht bis ausverkauft. Aber sie tun auch etwas dafür. Vor der Show geht es noch zu einem lokalen Radiosender und plötzlich stehen sie vor der Halle und zaubern zwei Akustik-Songs aus dem Ärmel. Helden zum Anfassen, derart sympathisch kommen nur wenige rüber. Das heutige Konzert im FZW wurde sogar vom Rockpalast mitgeschnitten und zeitgleich ins Netz gebeamt. Vor Ort macht die Sache aber trotzdem noch mehr Spaß, daran hatten ein vorzüglicher Sound und auch die beiden Vorbands ihren Anteil dran.
RED TAPE PARADE bestiegen die Bühne bereits früh um 19h. Bislang hinterließen die fünf Bayern auf ihren zahlreichen Support-Gigs für THE CASTING OUT oder BOY SETS FIRE einen stets durchschnittlichen Eindruck. Heute war es definitiv ein besserer Auftritt. Die Jungs gaben zwar in gewohnter Manier Gas, aber vor allem der gute, klare Sound kam ihnen entgegen. Ein paar bodenständige, ehrliche Ansagen sorgten für Sympathiepunkte, nur über die Sache mit dem Fuchs durfte man gen Ende ein bisschen schmunzeln. Für ein Cover (FUGAZI?) gesellte sich Chris Wollard auf die Bühne, dessen Organ die vorangegangenen fünfundzwanzig Minuten jederzeit überstrahlte. Trotzdem, ein ordentlicher Auftakt.
Wesentlich voller wurde es gegen kurz nach acht, als LA DISPUTE die Bühne betraten. Die Vorschusslorbeeren könnten nicht größer sein und der exzellente Ruf eilt dem Quintett aus Übersee voraus. Die Band um Frontmann Jordan Dreyer sollte dann auch alle Erwartungen vollends erfüllen. Es gab kaum Ansagen, stattdessen schien sich die Band in ihrem vielfältigen Mix aus Indie, Punk und Hardcore zu verlieren. Auch hier war der Sound exzellent bzw. noch mal eine ganze Spur sauberer als bei RED TAPE PARADE. Immer wieder brechen LA DISPUTE aus, nachdem sich ein Song minutenlang hochgeschaukelt hat und eine ungemeine Spannung aufbaut. Dabei sehen alle so aus, als hätten sie gerade erst ihr Abitur gemacht. Im Zentrum Sänger Jordan, der den Derwisch am Mikro mimt und dessen Organ dem ausgefeilten Sound erst die Krone aufsetzt. Musikalisch mag die Band zu den beiden anderen nicht zu 100% gepasst haben, aber das war einfach ein unfassbar guter Auftritt!
Dann die großen Helden. Der Saal war komplett gefüllt und nach ein paar Warm-Ups ging es mit „Remedy“ standesgemäß wie furios los. Bierbecher flogen, Fäuste wurden gereckt und Textzeilen lauthals mitgesungen. In der folgenden Stunde ging es in erster Linie durch die erwartbaren Klassiker. Das nahm dem Auftritt vielleicht etwas die Spannung, denn für Exoten oder nur selten gespielte Songs war heute kein Platz. Denn auch das neue Album „Exister“ wollte entsprechend gewürdigt werden. Ungefähr die Hälfte der Songs – etwa so viele „Much Respects“ gab es auch von Chuck Ragan während des Auftritts zu hören – wurden davon dann auch gespielt (u.a. „State Of Grace“, „Drag My Body“, „Mainline“, „Exister“). Zwischendurch verabschiedete sich die Stimme von Chuck Ragan zwar mal kurz, dafür aber war Chris Wollard heute extrem gut drauf. Vor allem schien sich der Alkoholpegel noch erstaunlich in Grenzen zu halten.
Die launige Party nahm mit „Paper Thin“, „Rooftops“, „Trusty Chords“, „A Flight And A Crash“, “Old Rules” oder “Turnstile” seinen Lauf. Nach einer dreiviertel Stunde wurde mit “It´s Hard To Know” der erste Teil geschlossen. Nach einer Zugabe von drei Songs ging es wieder von der Bühne, um dann noch mal für „True Believers“ von den BOUNCING SOULS zurückzukommen. Unbestritten hat diese Band in all den Jahren schon viel erlebt. Was man ihnen aber noch immer uneingeschränkt abnehmen kann, ist die Freude über solche Abende wie diesem. Nach getaner Arbeit liegt sich nicht nur die Band schwitzend in den Armen. Ein wieder einmal ganz besonderes Konzert.