Slime – Sich fügen heißt lügen (2012, People Like You Records)

slime-sich-fuegen-heisst-luegenDie Institution des Deutsch-Punk meldet sich wahrhaftig mit einem neuen Album zurück. 18 Jahre nach „Schweineherbst“, ihrem Statement zum damaligen Rechtsruck in der Gesellschaft. Diesmal scheint die Rückkehr ans Tageslicht aber etwas langfristiger angelegt zu sein. Was noch gemächlich im Jahr 2010 begann, nimmt nun konkretere Formen an. Die Resonanz stimmte zwar von Anfang an, aber mittlerweile scheint der Spaß innerhalb der Band wieder vollends da zu sein. Vielleicht auch, weil das Bandgefüge ein bisschen durcheinandergewirbelt wurde.

Für „Sich fügen heißt lügen“ greifen SLIME auf Texte des während der Nazizeit ermordeten Anarchisten und Publizisten Erich Mühsam zurück. Inhaltlich – aber auch musikalisch – ist das fünfte Album von SLIME ein Rundumschlag in alle Richtungen. Die Platte handelt von Unterdrückung und dem Aufbegehren gegen jegliche Institutionen. Auch die Banken bekommen immer wieder einen mit. Die Mühsam’schen Texte haben in diesen Momenten nichts von ihrer Aktualität verloren. Allerdings wirken diese nicht immer rund umgesetzt. So klingt der Refrain von „Bauchweh“ gelinde gesagt etwas hölzern. Dagegen ist besonders das anfangs nur von Dirks Stimme und einem Klavier begleitete „Freiheit in Ketten“ ein kraftvolles, intensives Statement.

Musikalisch können SLIME mehr als nur ein Ausrufezeichen setzen. Immer wieder dürfen Fäuste gereckt und Refrains inbrünstig mitgesungen werden. Zwischendurch der obligatorische Trinkersong, aber von Parolen malträtierte Kehlen dürfen zwischenzeitlich auch mal kurz ruhen. Stilistisch sind sich SLIME grundsätzlich treu geblieben. Die Songs klingen vertraut, auch wenn an Bass und Schlagzeug neues – aber bekanntes (HASS, MIMMIS) – Personal sitzt. „Sich fügen heißt lügen“ ist vielleicht nicht so geradlinig wie „Schweineherbst“, aber auch nicht so verkopft wie „Viva La Muerte“. Mancher Song hätte auch gut in die 80er gepasst, man nehme nur den Titeltrack. Andere wiederum klingen „moderner“, ungewohnt Rock ’n Roll-lastig und eingängig (bspw. „Revoluzzer“).

Dennoch besteht das Gros der Songs aus gewohnt knackigen Nummern, von denen insbesondere „Bürgers Alptraum“, der Titeltrack und „Freiheit in Ketten“ zu neuen Hymnen heranreifen könnten. An die alten Klassiker mögen SLIME dann vielleicht nicht immer herankommen, aber „Sich fügen heißt lügen“ ist doch ein bisweilen starkes musikalisches Statement.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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