Es hat verschiedene Vorteile, den Auftakt einer Konzertreise im Solinger Waldmeister zu begehen. Denn der abgelegene Mini-Club ist der Inbegriff des DIY und wird von emsigen Menschen betrieben, denen der Erhalt der Untergrundkultur merklich am Herzen liegt. Gigs im einstigen Verladeschuppen verfügen zudem über eine Atmosphäre, die selbst mit „intim“ nur unzureichend umschrieben werden kann. Darüber hinaus ist das Wohnzimmer des Independent meist gut gefüllt – und das selbst, wenn nur 25 Personen anwesend sind.
So geschah es auch bei der Visite von SUCH GOLD, die ihre Europatour in Solingen starteten und die aufgehobene Distanz zwischen ihnen und dem Publikum sichtlich genossen. Vor dem Vierer aus dem Staate New York war es an NO MATTER WHERE WE GO und COLD READING, die Anwesenden auf Betriebstemperatur zu bringen. Den Anfang machten die erstgenannten Wuppertaler, die Post-Hardcore mit deutschen und englischen Texten boten. Der standesgemäße Schreigesang wurde von wandlungsfähiger Melodik und sphärischen Momenten angenehm kontrastiert. Ein sehens- wie hörenswerter Einstieg, der definitiv Lust auf mehr macht.
COLD READING aus Luzern eröffnen für SUCH GOLD die ersten Gigs der Tour. Gemeinsam ist beiden Bands die Verbandelung mit Flix Records. Auf den ersten Blick war es das dann aber auch. Die Schweizer haben sich dem Indie-Rock verschrieben. Und der kam ungeachtet der immens langen und offenkundig zehrenden Anfahrt doch recht frisch daher. Verspielte Gitarrenklänge und sporadischer E-Pianoeinsatz sorgten für grundlegende Überzeugungskraft, in Sachen Begeisterungsfähigkeit blieb insgesamt trotzdem Luft nach oben. Als gefällig entpuppten sich vor allem die lauteren Ausbrüche. Wer wegen solcher Momente gekommen war, durfte sich beim anschließenden Headliner wohl behütet fühlen.
Mit Ersatzmännern an Gitarre und Schlagzeug heißt es für SUCH GOLD einmal mehr, Improvisationstalent zu beweisen. Selbiges galt auch für Frontmann Ben, dem nach eigener Bekundung der Gürtel den Dienst versagte, so dass er in modischer Trainingsbuxe vors Mikro trat. Als wenn sich im Waldmeister je jemand um Äußerlichkeiten geschert hätte. Der Sound der US-Ostküstler, die melodischen Punk mit Hardcore und vereinzelt poppigen Anflügen veredeln, war eher mäßig, bescherte der Freude am munteren Geschrabbel aber keinen Abbruch. Das Set überzeugte mit Hits wie „Faced“, „Sycamore“, „Storyteller“ oder „Locked Out of the Magic Theatre“ durchweg. Sicher, es hätte mehr Publikumspräsenz und auch mehr Bewegung im Raum geben dürfen, von einem Kaltstart war dieser sympathische Tourauftakt jedoch ausreichend weit entfernt.