28.03.2006 – Boysetsfire / Tribute to Nothing – Berlin SO36

boysetsfire-2006Nach einem Album wie „The Misery Index: Notes From the Plague Years” spielt es sich sichtlich befreit. Bereits im Dezember waren BOYSETSFIRE für vier Konzerte in Europa unterwegs, um ihre vierte Platte in kleinen Clubs zu promoten. Die ausgedehnte Tour verlagert das Geschehen in größere Säle, in Berlin bedeutete dies ein Gastspiel im SO36. Und das sollte vor ausverkauftem Haus und starker Kulisse keinen Zuschauer enttäuscht zurücklassen. Die Vorband brachte einmal mehr TRIBUTE TO NOTHING ins Spiel. In der Rolle der Anheizer lieferten die Briten eine solide, für ihre Verhältnisse aber seltsam undynamische Show ab. Man spielte sich bei amtlicher Akustik durch Hits wie „Silent Symbols“ und „Quicksand Mindset“, hinterließ aber nicht mehr als einen flüchtigen Eindruck.

Das änderte sich schlagartig, als BOYSETSFIRE die Bühne betraten und über knapp 90 Minuten ein Feuerwerk alter wie neuer Knaller zündeten. Den Anfang markierte „Walk Astray“, Opener des frisch veröffentlichten „The Misery Index“, was „After the Eulogy“ als üblichen Auftaktkracher ins Schlusskapitel verschob. Es folgte eine Verkettung der relevantesten Songs, wobei zu meinem Bedauern auch diesmal wieder „Swingset“ übergangen wurde. Von „My Life in the Knife Trade“ bis „Last Year’s Nest“, von „Pure” bis „Release the Dogs“ bediente die Band ihren gesamten Fundus . Das Set erwies sich gerade im Mittelteil als ungewohnt Hardcore-lastig, was der Atmosphäre aber keinerlei Abbruch bereitete. Das Publikum sang mit und brachte sich, wie man es bei Berliner Konzerten zu selten erlebt, tatkräftig ein.

Ansagen waren rar gesät. Was es zu erzählen galt, wurde durch die Musik transportiert. Zwar flocht Sänger Nathan Gray die übliche Verzichtsrede auf Rockstargebaren und späteres Verlassen der Bühne zugunsten zuschauergeforderter Zugaben ein, davon abgesehen lag der Fokus aber auf der hohen Schlagzahl dargebotener Songs. Ohne Abgang und Rückkehr gaben BOYSETSFIRE eineinhalb Stunden Vollgas. Das jüngste Werk erfuhr in angemessenem Umfang Würdigung, wurde jedoch nicht übervorteilt. Die wiedererstarkte Band präsentierte sich spielfreudig wie eh und je und hob Lieder wie „Rookie“ und „Requiem“ für den finalen Akt auf. BOYSETSFIRE sind oft kopiert und selten erreicht. Mit „The Misery Index“ beweisen sie es endlich wieder auf Platte – live konnte sowieso nur selten ein Zweifel an ihren Qualitäten gehegt werden.

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