22.06.2022 – Boysetsfire / Shoreline – Düsseldorf, Zakk

Eine exklusive Club-Show von BOYSETSFIRE in Deutschland? Und dann auch noch im Düsseldorfer Zakk? Grund zur Beschwerde kann es da keinen geben. Schließlich hielt der Post-Hardcore-Klassiker mit den Hardcore-Wegbereitern YOUTH OF TODAY und den End-Hits-Label-Kollegen SHORELINE äußerst reizvolles Begleitprogramm parat. Zumindest in der Theorie (und auf dem Ticket). Denn YOUTH OF TODAY hatten im Vorfeld einen Teil ihrer Europavisite abgesagt. Schade eigentlich.

So oblag der pünktliche Startschuss zum Beginn der Tagesschau SHORELINE. Die Münsteraner, deren Indie-Punk nicht erst seit dem aktuellen Album Growth hoch gehandelt werden muss, durfte sich knapp 40 Minuten austoben… und schöpfte diese Gelegenheit restlos packend aus. Mit „Sanctuary“ schmetterte der Vierer zum Auftakt seinen wohl härtesten Song. Ob es war, um sich als Anheizer von BOYSETSFIRE musikalisch gegen selbige behaupten zu können?

Die Rechnung ging auf. Und das auch, weil die Jungs ihr Programm mit ansteckender Leidenschaft unterfütterten. Die Akustik war – nicht allein für Zakk-Verhältnisse – großartig. Das Publikum hatten SHORELINE jedenfalls unverzüglich auf ihrer Seite. Bei einem Set, das u. a. mit „Distant“, „Disconnected“, „Western Dreams“, „Konichiwa“, „Meat Free Youth“ und „Bent/Broken“ bestückt war, stellte dies aber kaum eine Überraschung dar. Auch BOYSETSFIRE-Sänger Nathan Gray zeigte sich, halb verborgen am Bühnenrand, sichtlich angetan. Zu verdenken war es ihm unmöglich.

Diesem hochklassigen Auftakt, bei dem Frontmann Hansol nur sporadisch zu Ansagen ausholte (die relevanteste blieb natürlich die Erläuterung zu „Konichiwa“), folgte dann bereits gegen Viertel nach neun der Headliner. Und wie! Die geschätzt 600 Anwesenden im gut gefüllten, aber keineswegs ausverkauften Zakk bereiteten der Band einen frenetischen Empfang. Vor allem dem sichtlich ergriffenen Gray hätte man das Dauergrinsen in der Folge förmlich aus dem Gesicht meißeln müssen. Auf die ausgelassene Stimmung auf wie vor der Bühne zahlte das allerdings spürbar ein.

Für BOYSETSFIRE war es, wohl vor allem in einem solch überschaubaren Rahmen, eine der ersten Europa-Shows seit längerer Zeit. Eingerostet schien das Quintett aber keineswegs, so dass bereits der mit „After the Eulogy“, „Requiem“, „Release the Dogs“ und „Deja Coup“ erstklassig bestückte Auftakt den Raum zum Kochen brachte. Der Pulk erwies sich als ebenso bewegungsfreudig wie textsicher; und blieb es auch. Binnen einer Stunde (inklusive Zugaben) ließ der Klassiker kaum relevante Hits liegen und lieferte bei drückendem Raumklang eine Performance, an die sich wohl jede/r im Saal gern zurückerinnern wird.

Das gilt vordergründig für Gitarrist und Co-Schreihals Josh, der anlässlich seines Geburtstags auf der Bühne einen Kuchen überreicht bekam, ehe das Publikum zum kollektiven Ständchen ausholte. Gray, der Zuspruch für seine Musik nie als selbstverständlich auffasst, richtete zudem zahlreiche Worte des Dankes (und der politischen Einordnung seines Schaffens) an die Meute. Musik gab es natürlich auch noch, darunter melodische und knüppelnde Hits wie „My Life in the Knife Trade“, „One Match“, „Empire“, „Twelve Step Hammer Program“ und „Pure“. Am Ende waren alle beseelt. Und glücklich. Da fiel auch gar nicht mehr ins Gewicht, dass die Eintrittstaxe, gerade gemessen am reduzierten Abendprogramm, mit rund 40 Euro recht üppig angesetzt war. Bezogen auf die musikalische Beschallung gab es aber schlicht nichts zu meckern!

scroll to top