„Masters of Horror“ ist eine 13-teilige, fürs US-Fernsehen produzierte Serie, die an das Prinzip der „Tales From the Crypt“ – hierzulande unter dem Titel „Masters of Horror“ auf Video erschienen – anknüpft. In knapp einstündigen, in sich abgeschlossenen Episoden toben sich namhafte Regisseure wie Dario Argento („Das Stendhal Syndrom“), William Malone („Haunted Hill“) oder Don Coscarelli („Das Böse“) abseits der internationalen Leinwände aus, um dem kommerzialisierten Fach des Horrorfilms neuen Schrecken zu verleihen.
„Imprint“ ist der Beitrag von Takashi Miike („Ichi the Killer“). Darin reist der Amerikaner Christopher (Billy Drago, „The Hills Have Eyes“) im 19. Jahrhundert ins ferne Japan, um seine zurückgelassene Liebe Momoko (Michie Itô) aufzuspüren. Auf einer kleinen Insel jedoch versiegt die Spur. Nur eine entstellte Prostituierte (Youki Kudoh, „Mystery Train“) scheint vom Schicksal der Gesuchten zu wissen. Doch der Geschichte, Momoko habe sich erhängt, schenkt Christopher keinen Glauben. Mit bohrenden Fragen dringt er immer weiter zum Kern der Wahrheit vor. Die sich mosaikartig zu einem Bildnis des Leids und der Grausamkeit fügenden Enthüllungen aber drohen seinen Verstand zu verschlingen.
Kinoexzentriker Miike bricht auf drastische Weise mit dem verklärten westlichen Bild Japans. Bei ihm gibt es keine romantische Exotik, nur Armut, Ausbeutung und Niedertracht. Die Rolle der Frau ist die der Hure. Mehr nicht. In diesem Mahlstrom zerbricht Momoko – und wird nach einer Intrige brutal misshandelt. Trotz teils rabiater Kürzungen der deutschen Zensur gehen die Folterexzesse nahe. Ebenso die Lebens- und Leidensgeschichte der namenlosen Erzählerin, die ungewollte und abgetriebene Kinder in den nahen Fluss spült. Bedeckt hält sich der Film in diesen Szenen wahrlich nicht.
Das bittere Drama rechtfertigt seinen Platz in der Serie durch Anleihen beim Horror-Genre. Zwar wirkt das düstere Geheimnis von Christophers Gesprächspartnerin etwas deplatziert, doch fügt es sich in den verschachtelten Rhythmus der Narration ein, die eine verstörende Suggestion aus nacktem und offenem Fleisch umspielt. Für das amerikanische TV schien das zu hart, weshalb Miikes Episode dem Publikum vorenthalten blieb. Doch gerade für solche Visionen wurde die Reihe konzipiert, die ihr Potential viel zu häufig an konventionelle Magerkost verschwendet. Fraglos einer der nachhaltigsten Teile des gesamten Formats. Auf die eine oder andere Weise.
Wertung: (7 / 10)