„Don’t shoot, I´m gay!“ – Minderheitsvertreter mit Lebenswillen: Tom
Die Invasion der Zombies ist, Romero sei Dank, ein Sinnbild politischer Aufwühlung. Sie ist Projektionsfläche kriegerischer Konflikte, Spiegel der Überflussgesellschaft und dystopisch theoretischer Feldversuch sozialer Brandherde. Ein wenig verwundert, dass über die Auferstehung der kannibalistischen Untoten im neuen Jahrtausend nicht häufiger die Abrechnung mit Bush-Ära, Irakkrieg und Post-9/11-Paranoia vollzogen wurde. In eben diese Richtung strebt Kevin Hamedanis „Zombies of Mass Destruction“, den im Deutschen der schlichte Titel „Zombieworld“ ereilte.
Bereits das Cover der ironischen Genre-Variante sucht die Nähe zu „Shaun of the Dead“ und vor allem „Zombieland“. Auch hiesige Verleiher versuchen die Cash Cow zu melken, solange sie noch Milch gibt. Mit den genannten humorigen Hommagen ist Hamedanis Film aber nur entfernt in Einklang zu bringen. Mal subtil, meist aber auf den situativen Effekt abzielend, lässt der Regisseur und Co-Autor die Wiedergänger in einem Akt terroristischer Vergeltung über das Inselnest Port Gamble kommen. Wo doch gerade Terroristen und Schwule, das predigt der örtliche Geistliche vehement von der Kanzel, von Gott gnadenlos gerichtet werden.
Entsprechend euphorisch nimmt er die Anzeichen des Armageddon zur Kenntnis. Der homosexuelle Tom (Doug Fahl) und sein Geliebter Lance (Cooper Hopkins) sehen das anders. Sie sind in der Stadt, damit Tom vor seiner Mutter endlich das lang aufgeschobene Coming Out zelebrieren kann. Als die Erzeugerin aber plötzlich wüst geifernd den Übergriff probt, bleibt den beiden nur die Flucht. Die wagt auch Frida (Janette Armand), liberale und in Amerika geborene Tochter eines strengen Iraners. Wäre da nicht der vaterlandstreue Nachbar, der sie unter Androhung von Folter im eigenen Keller zu den apokalyptischen Vorfällen verhört.
Dass die Splatter-Groteske dem Low Budget-Segment zuzuordnen ist und das Spiel der Darsteller angemessen durchwachsen ausfällt – geschenkt. Zum Vorwurf kann Hamedani aber gereichen, dass der politische Fingerzeig auf die doppelmoralischen Auswüchse der Ära Bush gewollt komisch und überdies recht simpel ausfällt. Die Abrechnung mit der von Patriotismus, Gottvertrauen und Vorurteilen geprägten (und bald zombiefizierten) Vätergeneration vollzieht sich wiederholt über den Elternmord durch die Kinder. Nicht nur aufgrund der fürchterlichen deutschen Synchronfassung lohnt der Griff zum englischen Original. Neben politisch unkorrekten Spitzen wie der gleich doppelten Ausmerzung eines kleinen Mädchens bleibt „Zombies of Mass Destruction“ in seiner satirischen Ausformulierung aber einfach zu undefiniert.
Wertung: (4 / 10)