
Kunst lebt auch von Implikation. Ein gutes Beispiel bilden ZOI!S und ihr Debütalbum „Alles explodiert“. Die Erwartung könnte etwa in Richtung „Oi!-Punk mit Knalleffekt“ streben. Die Realität sieht anders aus. Denn die Norddeutschen servieren Post-Punk mit flotten Melodien, Wave-Tendenzen und durchdachten Texten. Von Explosion kann also nur am Rande gesprochen werden. Aber fehlgeleitete Implikation ist nun mal nicht die Schuld der Künstler; zumal der Titel Bezug auf die gegenwärtige Weltlage nimmt.
Die Platte lebt insbesondere von der reichhaltigen Melodik. Und der in zarter Rachut-Tradition stehenden Präsentation der Themen, die sich neben dem Politischen auch dem Persönlichem widmet und die Hörerschaft einlädt, Strukturen und Perspektiven zu hinterfragen (als Anspieltipps empfehlen sich „No Future“, „Der große Untergang“ oder der Titeltrack). Der bisweilen gesprochen wirkende Gesang steht in stimmigem Kontrast zu den Instrumenten, bleibt mit zunehmender Spielzeit aber von dezenter Monotonie überschattet. Aber auch das darf gern als ein weiterer Strich gegen die Erwartung betrachtet werden. Hauptsache alles explodiert. Oder eben auch nicht.
Wertung: (6,5 / 10)