Kinogeschichte haben Leonardo DiCaprio und Kate Winslet schon jetzt geschrieben. Egal was noch kommen mag, für unzählige Menschen werden sie auf ewig das „Titanic“-Traumpaar sein und bleiben. Das aber war vor zwölf Jahren. Nach dieser langen Zeit sind beide endlich wieder gemeinsam in einem Film zu sehen. Allerdings nicht in einer Art romantischen Neuauflage, was wohl auch zu offensichtlich gewesen wäre. Vielmehr schickt „American Beauty“ Regisseur Sam Mendes die beiden in den Ehealltag der mittleren 50er Jahre. Mit wenig Höhen und vielen Tiefen.
Augenscheinlich führen Frank (Leonardo DiCaprio) und seine Frau April (Kate Winslet) mit ihren beiden Kindern und einem schönen Reihenhaus ein völlig normales Leben. Hinter der Fassade bröckelt es aber immer mehr. Frank hat von seinem Job – bereits sein Vater arbeitete dort – schon lange die Schnauze voll und auch April ist mit dem Leben als Hausmütterchen mehr als unzufrieden. Die Risse und Spannungen in ihrer Ehe sind nicht zu leugnen. Bestätigung holt sich Frank zum Beispiel durch eine Affäre mit einer Schreibkraft aus seiner Firma. Um nicht komplett auseinanderzubrechen beschließen beide einen Neuanfang in Paris, der letzte Ausweg aus ihrem normalen und langweiligen Leben. Doch auch dieser Plan scheitert letztlich, als Frank ein lukrativer Job angeboten wird und April ungewollt zum dritten Mal schwanger wird. Mit fatalen Folgen.
Es sind nicht Seitensprünge oder ähnliches die hier den Ausschlag für das Scheitern der Ehe geben. Die Ehe selbst ist das Problem, bzw. die Art und Weise wie sie hier geführt wird. Unzufriedenheit im Job, ob nun zu Hause oder in der Firma und mangelnde Lebensvielfalt sind die Ursachen. Gemeinsame Freude herrscht nur selten. Eine Tasse Kaffe bei den nicht minder spießigen Nachbarn entwickelt sich zum Ritual. Ein Neuanfang als Ausbruch, aber dennoch lässt einen das Leben doch nicht los, welches man so abstoßend findet. Basierend auf dem Roman von Robert Yates „Revolutionary Road“ ist der Film aber nicht ein Werk der 50-er, in denen er spielt. Die Wünsche, Sehnsüchte und Träume der Figuren gelten auch heute, vielleicht noch mehr als damals.
Der Film lebt von seinen Emotionen und den hoffnungslosen oder auch hoffnungssuchenden Gesichtern seiner Protagonisten. Kate Winslet („Little Children“) als auch DiCaprio („Blood Diamond“) spielen ihre Figuren mit der notwendigen Intensität. Beide sehnen sich nach einem besseren, anderen Leben, was ihnen aber verwehrt bleiben soll. Michael Shannon („Bad Boys II“) führt die Probleme in seinen wenigen Momenten schonungslos vor. Eigentlich soll die heile Welt von DiCaprio und Winslet wie ein Jungbrunnen auf den psychisch labilen Mann wirken, doch sein unmissverständliches und direktes Auftreten offenbart die offensichtlichen Probleme, die zumindest teilweise beide sich nicht eingestehen wollen oder können.
Mit „Zeiten des Aufruhrs“ ist Sam Mendes abermals ein trauriger Blick hinter die Fassade einer Kleinstadtidylle gelungen. Nicht nur die intensiven und verzweifelten Darstellungen der Figuren, allen voran die von Kate Winslet, machen den Film zu etwas besonderem. Auf allzu leichte Kost sollte man sich aber nicht einstellen.
Wertung: (8 / 10)