„Grab anything that might make a good weapon.“ – Mit Besonnenheit im Überlebenskampf: Erin
Horrorfilme mit „Home Invasion“-Thematik haben Konjunktur. Warum auch nicht? Sie lassen sich kostengünstig produzieren und bieten ausreichend Raum für die Präsentation von Marter und Gewalt. Als hochwertig produzierter Beitrag zur weitgehend im DtV-Segment abgehandelten Welle war Adam Wingards „You’re Next“ gar eine Kinoauswertung in Deutschland vergönnt. Beim Vertreiber Lionsgate allerdings lag der Film rund zwei Jahre auf Eis. Am respektablen Erfolg änderte das nichts. Die vielerorts angestimmten Jubelarien jedoch dürfen auch diesmal als relative Übertreibung abgetan werden.
Der vermögende Ex-Rüstungsmanager Paul Davison (Rob Moran) hat ein ruhig gelegenes Haus erstanden und gedenkt dies zwecks Altersruhesitz zu renovieren. Mit Gattin Aubrey (Genre-Veteranin Barbara Crampton, „Re-Animator“) hat er darum die vier Kinder samt Partnern eingeladen, um den familiären Zusammenhalt zu feiern. Der Eintracht verweigert sich aber insbesondere der schnöselige Drake („Drinking Buddies“-Regisseur Joe Swanberg), der Bruder Crispian (AJ Bowen, „The House of the Devil“) genüsslich provoziert. Bevor der Clinch aber offen ausgetragen werden kann, wird der Freund („Cabin Fever 2“-Regisseur Ti West) von Schwester Aimee (Amy Seimetz, „The Killing“) durchs geschlossene Fenster mit einem Pfeil niedergestreckt.
Aus der Gefahr von außen macht der simple Schocker keinen Hehl. Gleich zu Beginn werden die Nachbarn (u.a. „The Last Winter“-Regisseur Larry Fessenden) der Davisons in ihrem Haus von Unbekannten mit Tiermasken massakriert. Unschwer ist zu erahnen, welchem Domizil die drei Täter als nächstes einen Besuch abstatten. Dabei geizen Wingard und der mit Tigermaske am brutalen Treiben eigenhändig beteiligte Drehbuchautor Simon Barrett („Dead Birds“) nicht mit blutiger Gewalt, die in der ersten Hälfte zudem von einigen gut platzierten Schocks lanciert wird. Mit der Spannung jedoch ist es abrupt vorbei, wenn Mörder und (platte) Motive präsentiert werden. Denn der Opferkreis ist nicht zufällig gewählt.
Als wehrhafte Heroine empfiehlt sich Crispians Freundin Erin (Sharni Winson, „Bait 3D“), der die väterliche Schulung im Survival Camp sichtlich zugutekommt. Spätestens wenn sie am Ende zur Zweckentfremdung eines Mixers ausholt, driftet der Streifen in ironische Splatter-Gefilde ab. Überraschen mag das durchaus, zumal die Beklemmung wie erwähnt längst verflogen ist. Trotz kurzweilig konventioneller Horrorkost überzeugt der rabiate Angriff auf die ur-amerikanische Pflege familiärer Werte aber nur partiell und nie als Ganzes. Als Film von Fans für Fans bleibt „You’re Next“ solide Beute, doch waren „Them“ und „The Strangers“ insgesamt einfach unbequemer.
Wertung: (5 / 10)