Yarborough – Grand Decay (2024, DIY)

Aus dem schier unerschöpflichen Ideenfundus von DIY-Fleißarbeiter Werner (u. a. RUN, MELOS!) stach in der jüngeren Vergangenheit das Post-Hardcore-Projekt YARBOROUGH heraus. Das lag vor allem am verblüffend eingängigen Nebeneinander von männlichem Geplärre und weiblicher Singstimme, untermalt von melodischem Gebolze mit Emo-Anklang. Die Debüt-EP, „No Truce With the Furies“ (2022), machte Lust auf mehr – und genau die befriedigt das 14 Songs umfassende Album „Grand Decay“.

Nach kurzem schrei-intensiven Baller-Intro („Feint“) untermauert „Flickering Residents“ den positiven Eindruck der EP. Doch halt, die weibliche Singstimme klingt anders! Und tatsächlich, für den Gesang wurde nach der Absage bewährter Mitstreiterinnen via Fiverr Aubrey Illurimo aus den Philippinen gewonnen. Oder besser: engagiert. Sie bringt gerade bei den vermehrt aufkommenden Pop-Punk-Ausflügen (das fluffige „Below the Treeline“ muss Vergleiche zu Bands wie ESCAPE ARTISTS keineswegs scheuen) ein sympathisches Mehr an professionellem Nachhall. Das fällt umso stärker ins Gewicht, da der Shout-Anteil reduziert wurde. Damit wirkt „Grand Decay“ – entgegen des negativ konnotierten Titels – vermehrt heiter und damit zwangsläufig auch leichter zugänglich.

Natürlich bleibt dadurch ein Stück der unbändigen Wucht auf der Strecke, doch erscheint die Entwicklung in der präsentierten Ausprägung verständlich; allen voran, um über die volle Distanz einer strukturellen Monotonie vorzubeugen. Vor der sind naturgemäß auch rein gesungene Songs nicht gefeit, im Falle von YARBOROUGH sorgen Beiträge wie „Plague Years“, „I Am Philipp Mainländer“ oder das im Duett geschmetterte Finale „Antinatalist Manifesto“ aber für Highlights, die auch weiterhin Lust auf mehr machen. Aus dem Rahmen fällt lediglich „Bilder aus Zement“, das aus dem Fundus der BOGDAN ALLSTARS zum Schwester-Projekt herübergeschwappt zu sein scheint. Unerschöpflicher Ideenfundus erlaubt aber selbstredend auch Grenzverschiebungen der eigenen Kreativterritorien.

Zu hören gibt es „Grand Decay“ hier.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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