Szenische Unterhaltungsformate für Kinder sind immer dann am besten, wenn sie ihren Lehrreichtum frei vom emotionalisierten Holzhammer vermitteln. Ein treffliches Beispiel bildet „Yakari“, die von André Jobin und Claude de Ribaupierre ab 1969 als Comic veröffentlichten Abenteuer um den gleichnamigen Indianerjungen, der die Sprache der Tiere beherrscht. Die Botschaften dahinter sind humanistisch geprägt, wenn die Tiere in der Tradition klassischer Fabeln menschliche Wesenszüge aufweisen oder schlicht der Einklang des Menschen mit der Natur propagiert wird.
Als Trickfilmserie werden die Abenteuer des kleinen Sioux und seines besten Freundes, dem gefleckten Pony Kleiner Donner, seit 1983 produziert. Ob des anhaltenden Erfolgs der seit 2005 produzierten TV-Neufassung war der Sprung auf die große Leinwand nur eine Frage der Zeit. Dabei erzählen die Regisseure Xavier Giacometti und Tobi Genkel („Dieter“) den Ursprung der Geschichte, respektive den Anfang jener unerschütterlichen Freundschaft zwischen Junge und Pferd. Mehr noch erhält Yakari von seinem Totemtier Großer Adler (mit der Stimme von Hans Sigl, „Der Bergdoktor“) die verantwortungsvolle Gabe, mit der Fauna zu kommunizieren und ein entsprechend offenes Ohr für ihre Probleme zu haben.
Zu Beginn ist Yakaris größter Traum, auf Kleiner Donner zu reiten. Doch bislang ist es nicht einmal den mutigsten Sioux-Kriegern gelungen, das pfeilschnelle Pony mit der gelben Mähne zu fangen. Als der Stamm durch sich ankündigende Wirbelstürme gezwungen ist, sein Lager an anderer Stelle zu errichten, nutzt Yakari die vermeintlich letzte Gelegenheit, um Kleiner Donner in der Wildnis nachzustellen. Tatsächlich finden er und das bewunderte Ross über zögerliche Annäherungen – und die Möglichkeit der direkten Kommunikation – zueinander. Nur stürzt Yakari in einen reißenden Fluss und muss fernab von Familie und Freunden den beschwerlichen Heimweg durch zerklüftete Lande – und das Revier der gefürchteten Pumafelljäger – wagen.
Die Unterstützung von Kleiner Donner ist dem Häuptlingssohn, dessen Eltern sich in der Wildnis selbst auf die Suche nach ihm machen, gewiss. Dabei gibt es, egal ob Mensch oder Tier, Auftritte zahlreicher bewährter Serien-Figuren, darunter Yakaris aufschneiderischer Freund Kleiner Dachs (Patrick Bach, „Anna“) und der herzliche Biber Lindenbaum (Diana Amft, „Doctor’s Diary“). Mit Hilfe neuer Freunde wächst der junge Sioux über sich hinaus und erweist sich obendrein der durch Großer Adler verliehenen Gabe als würdig. Die Moral bleibt dabei subtil genug, um Witz und Action der aufwendig animierten Filmversion nicht zu trüben. Einzig das am Ende offen gelassene Schicksal des Yakari nachstellenden Pumafelljäger-Jünglings will sich nicht so recht in den angestammten erzählerischen Duktus des Formats fügen. Aber auch in dieser auf finale Harmonie setzenden Erlebniswelt braucht es manchmal einen Schuss Realismus.
Wertung: (7,5 / 10)