In „X-Men Origins: Wolverine“ beleuchtet „Tsotsi“-Regisseur Gavin Hood die Vorgeschichte des unzerstörbaren Mutanten mit Stahlklauen und Revoluzzer-Koteletten. Das Spin Off aus dem Hause Marvel sieht sich als Ergänzung zum Mythos und reiht sich effektvoll in die Superhelden-Geburten um Bat-, Iron- oder Spider-Man ein. Gemessen am Potential des Stoffes, dem Aufbegehren des geschundenen Außenseiters gegen den korrupten Militärapparat, der ihn zur übermenschlichen Kampfmaschine machte, enttäuscht der Film jedoch auf (fast) ganzer Linie.
Als oberflächliches Action-Spektakel generiert der formelhafte Rache-Plot genug Schauwerte, um sein Publikum bei Laune zu halten. Die innere Zerrissenheit, die Ambivalenz des menschlichen Biests, die Wolverine zu einem der populärsten Marvel-Charaktere machte, wird in der glatten Inszenierung allerdings zur Randnotiz. Märchenhaft düster hingegen geriet die Einleitung, die den als Logan Mitte des 19. Jahrhunderts geborenen Jungen erkennen lässt, dass ihm knöcherne Mordwerkzeuge aus den Händen fahren können. Nach dem tragischen Tod des Vaters wird er vom älteren Bruder zur Flucht überredet. In der Gesellschaft ist eben kein Platz für Freaks.
Und so schlagen sich die unverwüstlichen Launen der Natur – neben Hugh Jackmans bereits drittem Einsatz als aufbrausend haariger Anti-Held tritt Liev Schreiber („Das Omen“) als Krallen- und Fangzahn-bewährter Bruder Victor in Erscheinung – in der gelungenen Montage der Anfangstitel durch Bürger- und Weltkriege. Nachdem sie in Vietnam einen Vorgesetzten getötet haben, erfüllt sich ihr Schicksal unter Befehlsgewalt des zwielichtigen Colonels Stryker (Danny Huston, „30 Days of Night“). Sie werden Teil einer Spezialeinheit und können ihre Triebe fortan mit gleichgesinnten ausleben. Vom Töten aber hat Logan bald genug.
Erst als Victor seine Freundin ermordet, willigt der knurrige Aussteiger ein, sich im Rahmen eines geheimen Forschungsprojektes zur unzerstörbaren „Weapon X“ aufrüsten zu lassen. Stryker jedoch will den Supersoldaten per Gedächtnislöschung gefügig machen, woraufhin Wolverine ausbricht und die zuweilen mäßig getrickste Zerstörungsorgie ihren unweigerlichen Lauf nimmt. Nebenakteure wie Ryan Reynolds („Blade: Trinity“), Dominic Monaghan („Lost“), Taylor Kitsch („Der Pakt – The Covenant“) oder Kevin Durand („Smokin‘ Aces“) sind zwar willkommene Zaungäste, doch auch sie bleiben lediglich Spielbälle einer mutlos zahmen Geschichte, die das soziopathische Biest ohne echte Ecken und Kanten die Menschlichkeit entdecken lässt.
Wertung: (5 / 10)