X-Men – Der letzte Widerstand (USA 2006)

x-men-der-letzte-widerstandEs lief im Vorfeld alles andere als gut für den dritten Aufguss unserer Superhelden-Schar, die in zwei Teilen bereits zeigte, dass es auch mehr als gute Comic-Verfilmungen geben kann. Dies war sicherlich zu einem großen Teil Regisseur Bryan Singer zu verdanken, der jedoch leider für den dritten Teil nicht zur Verfügung stand und stattdessen lieber „Superman“ drehte. Als Ersatz wurde Brett Ratner verpflichtet, der mit Filmen wie „Money Talks“ sowie den beiden „Rush Hour“ Filmen bislang nicht für tiefsinnige Kost stand. So gibt es im dritten Teil erwartungsgemäß – 150 Mio. Dollar Produktionsbudget sei Dank – mehr Budenzauber, dafür aber auch einige Abstriche in der Charakterzeichnung.

Es wird eng für die Mutanten, denn es wurde ein „Heilmittel“ entwickelt, welches die X-Chromosomen und damit die übernatürlichen Fähigkeiten unterbindet. Gewonnen wurde dieses Mittel mit Hilfe eines kleinen Jungen, in dessen unmittelbarer Umgebung keine Mutantenkräfte wirken. Die Offerte der Regierung, jeder Mutant könne nun „normal“ werden, stößt allerdings auf verschiedene Meinungen. Die von Magneto (Ian McKellen) angeführten Bösen sind strikt gegen dieses Mittel und planen einen alles entscheidenden Schlag gegen die Menschen. Die unter der Führung von Charles Xavier (Patrick Stewart) stehenden aufrechten Mutanten sind da offener und überlassen es jedem selbst, wie sie mit dem Angebot umgehen. Doch die Rückkehr von Jean Gray (Famke Janssen) verschlimmert die Lage, in deren Körper zudem der unberechenbare Mutant Phönix schlummert. Beide Lager versuchen sie auf ihre Seite zu ziehen, jedoch mit gänzlich unterschiedlichen Absichten. Nachdem sich die Fraktionen der Mutanten bereits gelichtet haben, kommt es auf der Gefängnisinsel Alcatraz zum alles entscheidenden Kampf zwischen guten wie bösen Mutanten und Menschen.

Keine Frage, mit dem Weggang von Bryan Singer verlor die „X-Men“-Reihe ihre Tiefe. Für Singer standen stets die Figuren im Vordergrund, deren Probleme und Eigenarten, die sich auch ohne weiteres auf die reale Welt mitsamt seinen sozialen wie politischen Problemen beziehen ließen. Brett Ratner hingegen ist mehr der Handwerker, wenn sicherlich auch kein schlechter. So verwundert es mitnichten, wenn der dritte Aufguß der Superhelden den beiden Vorgängern nicht das Wasser reichen kann. Zumindest auf erzählerischer Ebene. Denn wie man Action einsetzt, weiß Ratner dafür umso besser. Gute Ansätze hat „X-Men – Der letzte Widerstand“ aber selbst bei seinen Figuren, allerdings bringt das nicht genügend ausgereifte Drehbuch diese Ansätze nie zu Ende. Anna Paquin („Almost Famous“) als Rogue hat mit ihren Fähigkeiten bereits von Anfang an zu kämpfen, sie allerdings mit ihrer Entscheidung so im Stich zu lassen, ist schlichtweg grob fahrlässig. Dafür war sie bislang einfach zu präsent.

Die Einführung neuer Charaktere hat hingegen Licht wie Schatten, so ist der Auftritt von Angel (Ben Foster) schlichtweg überflüssig und gerade seinem Charakter hätte man mehr Präsenz gewünscht. Stattdessen darf er inmitten seiner Kollegen einfach mal völlig untergehen. Ex-Fußball-Profi Vinnie Jones („Bube, Dame, König, GrAS“) stellt den tumben Haudrauf Juggernaut dar, wie es einfach zu ihm passt, während allerdings die Auftritte der recht unbekannten Ellen Page alias Shadowcat und der von Kelsey Grammer („15 Minuten Ruhm“) als Beast gelungen sind. Von der alten Garde darf man sich in manchen Fällen frühzeitig verabschieden, ob sie nun gänzlich in Gras beißen oder lediglich „geheilt“ werden, den Schluß des Films überlebt nur ein gewisser Teil der seit Beginn an vertrauten Mutanten. Halle Berry hat als Storm zwar mehr zu sagen, bleibt inmitten ihrer bestimmenden Art aber ein permanenter Nervpegel. Wenig auszurichten haben auch Cyclops (James Marsden), Iceman (Shawn Ashmore) und Mystique (Rebecca Romijn).

Selbst Wolverine Hugh Jackman („Van Helsing“) ist nicht mehr ganz der Alte, wenn er auch etliche Widersacher über die Klingen springen lässt. Famke Janssen („Octalus“) kommt als Jean Grey bzw. Phönix eine besondere Rolle zu, ihre Figur bestimmt letztlich über das Schicksal aller Mutanten. Wo es Ratner an Tiefe mangelt, da holt er lieber den Hobel raus und serviert dem Zuschauer ein erstklassiges Actionfeuerwerk. Der Krawallanteil wurde im Vergleich zum zweiten Teil nochmals nach oben geschraubt, hier kommt das außerordentlich hohe Budget vollends zur Geltung. Ob nun abhebende Häuser, die Vielzahl der Möglichkeiten durch die Einführung neuer Mutanten oder aber das Verschieben der Golden Gate Bridge Richtung Alcatraz, über die Effekte muss mitnichten diskutiert werden. „X-Men – Der letzte Widerstand“ ist Popcorn-Kino par excelence, bei dem der Zuschauer auf ganzer Ebene unterhalten, aber nie gefordert wird. Für einen würdigeren Abschluß – wenn angesichts des Endes auch ein vierter Teil möglich wäre – hätte wohl doch Bryan Singer auf dem Regiestuhl platz nehmen müssen. Doch ist auch Ratners Actionfeuerwerk beileibe nicht so schlecht, wie man ihn jetzt reden könnte.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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