
Bandnamen müssen keinen Sinn ergeben. Vor allem nicht im Punk-Segment. Dort gibt (oder gab) es beispielsweise DIE BOCKWURSCHTBUDE, DIE ARBEITSLOSEN BAUARBEITER oder MANN KACKT SICH IN DIE HOSE. Und eben WURSTBLINKER, was Bikern mit „Werner“-Affinität als Ersatzteilalternative für den Feuerstuhl bekannt vorkommen dürfte. Mehr noch steckt dahinter aber auch das 724. Projekt von RUN, MELOS!-Gitarrist und DIY-Fließbandtüftler Werner, der den deutschsprachigen Punk bereits mit den BOGDAN ALLSTARS bereicherte.
Frühere WURSTBLINKER-Ergüsse fielen eher in die Kategorie „Experimentierphase“ denn ernstgemeinte Band-Ambition. „Band“ klingt aber ohnehin etwas hochtrabend; der Fleischerei-Abbiegeassistent ist nämlich eine klassische Ein-Personen-Ertüchtigung. Daher ist das Album „Abstiegskampf“ auch buchstäblich als Debüt aufzufassen. Und das nicht zuletzt aufgrund der veränderten gesanglichen Herangehensweise. Wo in der Vergangenheit nämlich überschaubar überzeugend gegrölt wurde – Punk darf schließlich alles! –, steht nun kerniges Gebrüll mit deutlicher Hardcore- oder gar Screamo-Schattierung.
Auch das ist eher einer Experimentierlaune entsprungen, einen Mangel an Nachdruck lässt sich darüber aber nicht beklagen. Dass die elf Tracks über das Dauer-Geshoute nicht in Monotonie verfallen, liegt an punktiert eingebrachter Mehrstimmigkeit und den von Werner gewohnt ausschweifenden Gitarren, die den Vocals hier gelungene Kontraste bescheren. Die deutschen Texte sind dazu zwar nicht immer verständlich, lassen sich aber begleitend mitlesen (z. B. bei Bandcamp). Auch das mehrt den Unterhaltungswert, gerade wenn es beim Startpunkt, „Wenn es dich umbringt“, auch mal inhaltlich gehaltvoller wird.
Ansonsten dient „Abstiegskampf“ über vereinzelt eingeworfene Fußballstichwörter aber vorrangig dazu, sich mal wieder zünftig die Ohren freipusten zu lassen. Dabei helfen gelungene Beiträge wie das mit …BUT ALIVE-Zitat versehene „Und plötzlich nichts“, „Lass mich die Hände sehen“, „Halali“ oder der verhältnismäßig reduzierte Rausschmeißer „Hey! Hey! Hey!“. Damit wird die Digital-Langrille zu mehr als einem (weiteren) Gehversuch mit sinnfreier Überschrift. In diesem Sinne: Gut gebrüllt, WURSTBLINKER!
Wertung: (7 / 10)