Wolf – Das Tier im Manne (USA 1994)

wolfnicholsonDas „Tier im Manne“ verkörpert wohl niemand inbrünstiger als Jack Nicholson. Zeigen durfte der dreifache Oscar-Preisträger dies auch im Grusel-Thriller „Wolf“, der ihn als biederen Verlagsangestellten zur Bestie werden lässt. Die moderne Variation des Werwolf-Mythos nimmt die Verwandlung vom Mensch zum Tier durchaus wörtlich und spielt bis zur letzten Konsequenz einer endgültigen Transformation mit Elementen aus Horror, Drama und Romanze. Regie führte Mike Nichols, der sich mit Filmen wie „Die Reifeprüfung“ oder „Catch 22“ als subtiler Satiriker empfahl.

Sein Gespür für die ironische Demaskierung ernster Stoffe offenbart sich auch im Bereich des Gruselfilms. Die erste Stunde nutzt Nichols für eine metaphorisch überspitzte Darstellung entfesselter Sexualität und vor allem eine bissige Abrechnung mit den Gesetzen des wirtschaftlichen Dschungels. Der Biedermann Will Randall (Nicholson) erlebt eine unverhoffte Revitalisierung, als er auf einer verschneiten Landstraße von einem Wolf gebissen wird. Plötzlich schärfen sich seine Sinne, erwachen Kampfgeist und Karrierehunger. Als Cheflektor eines New Yorker Verlagshauses soll er ausgebootet werden. Bieten lässt sich Will das mit seiner animalischen Durchsetzungskraft aber mitnichten.

Buchstäblich markiert er sein Territorium und pinkelt Nebenbuhler Stewart (als karrieregeiler Yuppie einmal mehr vortrefflich besetzt: James Spader, „Boston Legal“), der den einstigen Freund auch durch eine Affäre mit dessen Gemahlin verrät, auf die Schuhe. Mit feinem Gehör und taktischem Geschick bewegt Will Verlagseigner Alden (Christopher Plummer, „The Insider“) zur Wiedereinstellung und beginnt obendrein eine Romanze mit dessen reservierter Tochter Laura (Michelle Pfeiffer, „Dangerous Minds“). Doch das Tier in ihm bricht mit jedem Vollmond – untermalt von der Musik Ennio Morricones („Es war einmal in Amerika“) – deutlicher und blutgieriger hervor.

Die Konzentration auf das satirische Moment lässt Nichols die Gesetze des Horrorfilms ignorieren. Zwar überzeugen die sparsam eingesetzten Masken und Make Up-Effekte vom sechsfach Oscar-gekrönten Rick Baker („An American Werewolf in London“), mit Blut und oberflächlichen Schockmomenten hält sich der Regisseur aber vornehm zurück. Gegen Ende, mit der Hervorhebung von Wills Gefahrenpotential, allerdings büßt „Wolf“ an Qualität ein. Der Liaison zwischen ihm und der unglaubwürdig figurierten Laura folgt der Showdown mit Widersacher Stewart, der nach einem Biss selbst zum Monster wurde. Nicht ganz ausgewogen, funktioniert der Stoff aber vor allem dank des famosen Nicholson.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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