Wir haben das Jahr des Retro, das Jahr, in dem Bands im altbekannten NDW-Stil ihre Meinung kundtun. Viele haben uns schon heimgesucht, jetzt sind auch die HELDEN populär geworden. Vier junge Leute im Aufwind. Noch managen sie alles selbst, koordinieren ihre Auftritte, schreiben ihre eigenen Texte (in denen sie sich auch mal auskotzen), fahren mit dem eigenen PKW zu ihren Gigs, gehen die Promo-Bilder beim nebenan wohnenden türkischen Hochzeitsfotograf schießen. Vielleicht nicht mehr lange, denn ihre Musik ist zwar nicht neu erfunden, aber sie wird doch neu geprägt.
Die Vier sind die netten Leute von nebenan. Kürzlich bei Harald Schmidt wurde dies von Judith untermauert, denn sie war im Interview mehr als sympathisch; sie war völlig normal, ohne langweilig zu wirken. Durch witzige, traurige, nachdenkliche und teilweise auch unsinnige Texte machen WIR SIND HELDEN einfach Spaß. Man merkt jedoch sofort, dass diese Band trotz Spaßfaktor etwas zu sagen hat, ihren Idealismus und ihre Gesellschaftskritik musikalisch zu verpacken weiß. Judith Holofernes ist naiv, rotzig bis emotional. Stimmlich hat sie was drauf, sie brilliert doch aber eher in den krachigen Liedern, wo sie richtig ins Mikro röhren kann, die „Balladen“ wirken daneben eher halbherzig und vielleicht nicht wirklich empfunden.
Doch trotz diesen kleinen Bemängelungen ist „Die Reklamation“ ein überaus gelungenes Album. Der NDW-Sound der HELDEN passt genau in dieses Jahr und diesen Sommer. Für Leute, die BERNADETTE LA HENGST und MIA mögen, könnte diese Platte auch etwas sein.
Wertung: (7,5 / 10)