Mit dem Wind fegt das Vergessen übers Land. In „Wind of Amnesia“ wird die Apokalypse mal nicht als infernalischer Feuersturm entfesselt, sondern versetzt die Menschheit als stille Brise in ihrer geistiger Entwicklung in die Steinzeit zurück. Jede Erinnerung wird mit Aufkommen der mysteriösen Luftbewegung ausgelöscht. Völker verlieren Vernunft und Werte, die moralischen Stützen der Gesellschaft, werden mehr noch auf die niedersten Instinkte reduziert. Eine primitive Kultur der Barbarei entsteht, in der der Stärkste regiert und das Sprechen verlernt wurde.
Eine Ausnahme ist Wataru. Mit Aufkommen des Windes verlor auch er sein Gedächtnis. Als er dem an den Rollstuhl gefesselten Johnny aber aus einem Impuls heraus das Leben rettet, unterrichtet ihn der Junge, dessen Computergehirn die gespeicherten Daten auch nach der Katastrophe bewahrt. Wataru lernt noch einmal Sprechen und wird vom kranken Johnny auf die Aufgabe vorbereitet, das ihm gelehrte Wissen an lernwillige Wilde weiterzugeben. Nach dem Tod seines Mentors bereist er von Kalifornien aus Amerika und versucht die Ursache des globalen Kollapses zu ergründen.
Dabei trifft er auf die mysteriöse Sophia, deren Wissensstand den seinen weit übertrifft. Sie begleitet ihn bis zum vorläufigen Ende der Reise in New York, wo Wataru auch der Showdown mit einem ihn hartnäckig verfolgenden Guardian erwartet. Dieser der Selbstreparatur fähige Kampfroboter gibt nach einer Fehlfunktion der Computersteuerung Watarus Vernichtung als Primärziel aus. Zwischen den Begegnungen mit der zerstörerischen Maschine bricht der Reisende die Macht eines als Gottheit verehrten Mannes, der gelernt hat ein gewaltiges Baufahrzeug zu bedienen und sich junge Mädchen als Opfer darbringen lässt.
Eine weitere Station des gefahrvollen Trips ist Eternal City, eine computergesteuerte und -organisierte Stadt, die nur noch zwei Einwohner hat. Die junge Lisa und der alte Mr. Simpson schlüpfen zur Aufrechterhaltung der Normalität in verschiedene Rollen und leben durch die Erinnerungen vieler in einer Scheinwelt. Doch statt der Freiheit wählen die beiden das Diktat des Supercomputers. In der Erzählung mag Kazuo Yamazakis („Slayers – The Motion Picture“) Trickfilm-Adaption von Hideyuki Kikuchis („Vampire Hunter D“) Roman etwas sprunghaft wirken. Doch der im Gegensatz zu vielen Animes mit Bedacht auf Action setzende Kinofilm kombiniert überzeugend spannende Unterhaltung und kritischen Subtext. Ein zwar naives, in sich jedoch stimmiges Endzeit-Märchen.
Wertung: (7 / 10)