Willkommen im Süden (I 2010)

willkommen-im-suedenWarum eigentlich sollte die Prämisse des französischen Kinoerfolgs „Willkommen bei den Sch’tis“ nicht auch in anderen Länder(eie)n funktionieren? Formate wie die klassische BritCom „The Office“ haben die Anpassung an selbstreflexive Perspektiven auf Stereotypen und landesspezifische Eigenarten doch praktisch vorgemacht. Schließlich wurde die Idee neben Deutschland und Amerika unter anderem auch nach Frankreich und Israel exportiert. Die „Sch’tis“ aber stehen für regionale Unterschiede, die sich neben Mentalität und Lebenswandel vor allem in der Mundart äußern.

Nahtlos fügt sich dies von Vorurteilen und Misstrauen geprägte Verhältnis in die Kluft zwischen Nord- und Süd-Italien. Die Partei Lega Nord beispielsweise forderte in der Vergangenheit bereits die Abspaltung des wohlhabenderen Nordens von den Südregionen. Mit denen kann auch der Postbeamte Alberto (Claudio Bisio) wenig anfangen. Dort sind die Menschen doch entweder stinkfaul, kriminell oder hängen an Mutters Rockzipfel! Als ihm aber die Beförderung samt Jobwechsel ins gelobte Mailand verwehrt wird, versucht er sich mit gespielter Behinderung einen Vorteil zu verschaffen – und wird prompt in den verhassten Süden, genauer das kleine Kaff Castellabate in Kampanien, versetzt.

Ehefrau Silvia (Angela Finocchiaro) und der Sohn sind entsetzt. Die ersten Eindrücke der neuen Heimat scheinen die Vorurteile zu verifizieren. Tatsächlich ist die Arbeitsmoral in der lokalen Postzentrale weniger streng und der regionale Nuscheldialekt stellt Alberto vor einige Verständnisprobleme. Aber Postmann Mattia (Alessandro Siani), dessen unerfüllte Liebe, die reizende Maria (Valentina Lodovini), und die schrulligen Einwohner der Provinz lassen Albertos Herz schnell für den Süden schlagen. Nur wie soll er seiner Gattin das unverhoffte Paradies erklären? Als sich Silvia entschließt, ihrem Mann in der lautmalerisch umschriebenen Hölle einen Besuch abzustatten, ist guter Rat teuer.

Wie Dany Boons „Sch’tis“ lebt auch die von Luca Miniero leicht inszenierte italienische Variante von der Herzlichkeit der ach so gegensätzlichen Figuren. Trotz guter Besetzung hatte Boon, der dem Remake des Nachbarlandes als Produzent seinen Segen erteilte und einen Gastauftritt absolviert, aber einfach die größere Schauspielerische Qualität zu bieten. Auf Land und Leute mag die in Italien immens erfolgreiche Neuverfilmung (im Gegensatz zur etwas hilflosen deutschen Synchronisation) perfekt zugeschnitten sein. Aber abseits individueller Eigenarten und größerer Schärfe bei der Ausgestaltung der Vorurteile bleibt „Willkommen im Süden“ eben doch nur die überraschungsfreie Nacherzählung einer bekannten Geschichte.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

 

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