White Zombie (USA 1932)

whitezombielugosiBei allem nötigen Respekt, aber es muss die Frage erlaubt sein, ob der große George A. Romero ein Scharlatan ist? Dass er der Welt die besten Zombiefilme überhaupt geschenkt hat, kann diskussionslos konstatiert werden. Der einzige Haken daran ist, dass seine von Millionen Filmfans weltweit geliebten torkelnden Toten im Grunde genommen gar keine Zombies sind! Der Mythos der Untoten ist fester Bestandteil der kreolischen Voodoo-Religion (auch wenn er auch schon zu früheren Zeiten auch in anderen Teilen der Welt bekannt war). Ins Detail kann und muss hier nicht eingegangen werden, aber es reicht zu wissen, dass (auf Haiti) Zombies eigentlich Scheintote sind, die meist von einem Bokor (schwarze Magie praktizierender Voodoo-Priester) wiedererweckt werden. Dieser programmiert die armen Seelen so, dass sie jeden seiner Befehle bedingungslos befolgen.

Ende der 60er Jahre hat Romero bei seinen Zombies die kontrollierbare Willenlosigkeit durch einen alles zerstörenden instinktiven Trieb nach Menschenfleisch ersetzt, was sie eigentlich keine Zombies mehr sein lässt, da sie mit Zauberei nichts mehr zu tun haben und auch nicht von einem Menschen herumkommandiert werden (können). Doch auch vor Romero gab es Zombiegeschichten: Mary Shelleys „Frankenstein“ ist eigentlich eine Zombie-Novelle, Schauermärchen von Schriftstellerlegenden wie Ambrose Bierce („The Death of Halpin Frayser“), E.A. Poe („The Fall of the House Usher“) oder H.P. Lovecraft („Re-Animator“) handeln ebenso von reanimierten Kadavern.

Was die klassischen Prä-68er-Zombies im Film angeht, so gilt der 1932 unter der Regie von Victor Halperin in zwei Wochen abgefilmte „White Zombie“ als der allererste Beitrag zum Thema (die erste „Frankenstein“-Verfilmung gab es schon anno 1910). In diesem dreht sich alles um die schöne Madeleine Short (Madge Bellamy), die gleich von drei Verehrern angehimmelt wird: Dandy Neil Parker (John Harrow), Plantagenbesitzer Charles Beaumont (Robert Frazer) und der diabolische Schlosseigentümer und Schwarzmagier Murder Legendre (Bela Lugosi). Auf Beaumonts Plantage heiratet schlussendlich Parker die junge Frau, doch der neiderfüllte Nebenbuhler wendet sich an den Magier Legendre. Dieser verzaubert die Braut, doch schnell merkt Beaumont, dass seine Angebetete nicht mehr allzu viel Menschlichkeit in ihr zu tragen scheint. Legendre soll den Bann brechen, hat sich aber längst selbst in das hübsche Ding verguckt.

Halperlin nutzte für seinen Klassiker Kulissen aus „King Kong“, „Dracula“ und (hoho) „Frankenstein“, so dass Haiti, wo die Geschichte spielt, wie eine Mischung aus Transsylvanien und Dschungel anmutet – gotische Spitzbögen meets Tropenhelme. Skurril ist das allemal, doch auf eine schräge und sympathische Art. Darüber hinaus entstand „White Zombie“ genau zu der Zeit, als der Ton- den Stummfilm abzulösen begann. Nur hat man die neue Technik sehr spärlich eingesetzt. Außer den Dialogen gibt es hier und da mal etwas dramatische musikalische Untermalung, ferner auch Trommelklänge und einen krächzenden Geier. Damit aber hat´s sich. Mehr investierte man hingegen in die Optik, da es Wischblenden, Spiegeltrick-Aufnahmen und Mehrfachbelichtungen zu Bestaunen gibt. Um größere Menschenansammlungen vorzutäuschen nutze man menschliche Schatten, doch die Kreativität der Macher war damit noch lange nicht am Ende. Die gotischen Formen, aber auch handelsübliches Holzgitter wurden für interessante Kameraspiele- und Perspektiven eingesetzt, was den Film noch mysteriöser erscheinen lässt.

In den 30ern war der Zombie noch ein homogener Begriff zum Voodoo, der kannibalistische Schlächter eines George A. Romero oder Peter Jackson lag noch in ferner Zukunft. Dementsprechend kann man von dem weißen Zombie wirklich keinen schleichenden Tod auf zwei Beinen erwarten, der menschliche Brusthöhlen auseinanderreißt und den Inhalt verspeist. Hier setzt man noch auf die unheimliche Aura der „anormalen schwarzen Welt“ und deren „Teufelsreligion“ – der Xenophobie sei Dank, vor 80 Jahren war bereits das dem weißen Manne schon blanker Horror. Nichtsdestotrotz ist das frühe Zombie-Werk zu Recht ein Klassiker und neben „Frankenstein“ (1931), dessen Sequel (1935), „Dracula“ (1931, ebenfalls mit Lugosi) und „Die Mumie“ (1932) ein wichtiger Meilensteine, nicht nur für das Kino der Vergangenheit. Schließlich gossen sie das Fundament für eine fruchtbare Zukunft des Horrorfilms.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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