Ausladende Melodien, unaufgeregt kraftvoller Gesang und eine Nähe zum 90’s-Emo, die sympathisch aus der Zeit gefallen scheint. Das sind WHITE CRANE, das ist „The Swaying Kids“. Die dritte EP der Münsteraner bietet vier Stücke, deren Unscheinbarkeit der alten Volksmund-Weisheit „Stille Wasser sind tief“ bestätigend beispringt. Denn das Quintett muss die (musikalische) Welt nicht aus den Angeln heben, um nachhaltige – und durchweg positive – Eindrücke zu schaffen.
„Typisch westfälisch“ klingt „The Swaying Kids“ jedenfalls nicht. Mehr schon wie dem mittleren Westen der USA entnommen, irgendwann zum Ende des letzten Jahrtausends, als Bands wie ELLIOTT Erfolge feierten. Auch wenn die aus Kentucky, respektive dem nordamerikanischen Süden entstammten. Die Internationalität darf denn auch als eines der größten Komplimente an WHITE CRANE ausgesprochen werden. Neben der Zeitlosigkeit, die ihre Songs weit abseits etwaiger Genre-Trends verortet.
Das eröffnende „Cyrano“ lässt Frontmann Hilmar zarte Bande mit Nathan Gray knüpfen. Instrumental fusionieren bedächtig entfaltete Melodien und punktiert druckvolle Passagen. Bekannt ist das zweifelsfrei. Nur eben längst nicht ausgelutscht, wie auch das zunächst zurückhaltende, im Refrain jedoch zur stimmungsvollen Entladung ausholende „Vertigo“, das zum beschwingten Mitwippen einladende „Redemption Street“ und das zurückgenommene, fast reduziert erscheinende „Average Day Out“ unterstreichen. So bleibt als einziger Makel bestehen, dass diese wunderbare EP ein vorschnelles Ende findet. Davon gerne mehr!
Wertung: (7,5 / 10)