White Chicks (USA 2004)

white-chicksWas die Gebrüder Baldwin für die 90er, das sind die Wayans für den Anbeginn des neuen Jahrtausends. Das Ausmaß der Familie um Autor, Regisseur, Darsteller und Produzent Keenen Ivory Wayans („Mr. Cool“, „Scary Movie“) bleibt eine schwer zu ermittelnde Größe – neben ihm sind allein acht weitere Verwandte im Filmgeschäft tätig. Mit wachsendem Erfolg, wie allein die diesjährige Oscar-Nacht bewies. Denn Anhand eines Zusammenschnitts diverser Interviews belegte Moderator Chris Rock, dass sich im Grunde kein Mitglied der Jugendlichen Zielgruppe der Filmindustrie um Eastwoods „Million Dollar Baby“ oder Scorseses „Aviator“ schert. Stattdessen war der unangefochtene Abräumer unter den Befragten die Wayans-Produktion „White Chicks“ – gegen die zumindest gemessen am Einspielergebnis manch heißer Oscar-Kandidat das Nachsehen hatte.

Die Brüder Kevin (Shawn Wayans, „Scary Movie“) und Marcus Copeland (Marlon Wayans, „Senseless“) sind ambitionierte FBI-Agenten, die in ihrer tollpatschigen Art kaum ein Fettnäpfchen auslassen. So endet selbst die Chauffierung zweier entführungsgefährdeter High-Society-Girls in Blechschaden und Schrammen an operierten Gesichtern. Und da die Mädels in derart ramponiertem Zustand unmöglich die geplante Reise zu einem prestigeträchtigen Jet-Set-Bankett antreten können, muss schnellstmöglich Ersatz her. Also schlüpfen Kevin und Marcus unerkannt in schleunigst angefertigte Latexkostüme der einfältigen Grazien. Aus Mann wird Frau, aus schwarz wird weiß. Eine Handvoll Gags später befindet sich das chaotische Duo bereits inmitten von intriganten Luxus-Zicken und sexbesessenen Kraftprotzen. Ganz zu Schweigen vom hinterhältigen Entführer, der die vermeintlichen Millionärstöchter noch immer in seine Gewalt bringen will.

„White Chicks“ ist das zotige Pendant zu „Miss Undercover“, ein streckenweise arg niveauloses Sammelsurium heiterer Kniffe unterhalb der sprichwörtlichen Gürtellinie. Das liegt weniger an der zum Teil irrwitzigen Situationskomik, als vielmehr am überstrapazierten Potpourrie aus fäkalen Körpererzeugnissen und schalem Sexismus. Natürlich nimmt sich der Film beim routinierten Herunterbeten des ABC nonkonformer Komödienkost nicht besonders ernst. Wie könnte er auch? Trotzdem gallopiert die Maskerade der glücklosen Ordnungswahrer schnellen Schrittes Richtung völliger Dämlichkeit, so dass ein nicht unbeträchtlicher Teil des deftigen Klamauks so blass bleibt wie die Verkleidungen der Wayans-Brüder.

Keenan Ivory Wayans jagt seine mit sichtlicher Freude in Infantilität badenden Anverwandten routiniert durch comichaftes Chaos. Zwischen schallendem Gelächter und betroffenem Kopfschütteln unterhält der sinnfreie Endlosulk prächtig, selbst wenn es erwartungsgemäß keinerlei Überraschungen zu verzeichnen gibt. Kein Witz ist zu flach, kein Niveau zu niedrig, als dass „White Chicks“ nicht zumindest den Versuch unternehmen würde, jenes noch zu unterbieten. Die Gebrüder Farelly haben den respektlosen Anarcho-Humor um Körperöffnungen und andere Peinlichkeiten dem Mainstream geöffnet. Und wie so häufig, wird man die einmal gerufenen Geister so schnell nicht mehr los.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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