Wer ist eigentlich… Paul? (D 2005)

wer-ist-eigentlich-paulRalf List hat Filmgeschichte geschrieben. Dafür musste der Autor, Regisseur und Produzent lediglich sämtliche Rollen seines Debüts „Wer ist eigentlich… Paul?“ im Internet versteigern. Bei Ebay boten Menschen, die in ihrem Leben nie zuvor vor einer Kamera standen, bis zu 38.050 Euro für die Mitwirkung. Für eine Sprechrolle, gleichermaßen die Aussicht auf den verwirklichten Traum einer Karriere als Schauspieler. Man kann List vorwerfen, seinen Film mit der Ausnutzung naiver Erwartungen finanziert zu haben. Gerecht würde diese Mutmaßung dem ambitionierten Projekt jedoch kaum.

Das Konzept und dessen mutige Ausführung nötigen Respekt ab. Denn welcher Filmemacher wagt schon die Darbietung seines Werks durch Laien, blutige Anfänger, die ihrem Alltag als Hausfrau, Krankenpfleger oder Heizungsbauer zu entkommen versuchen? Hauptdarsteller Thomas Paul Littke, von Beruf Mediziner, zahlte 2005 den erwähnten Höchstbetrag. Für List ein Glücksfall, verströmt der Hobby-Akteur doch immerhin einen Hauch von Präsenz und mimischer Souveränität. Als Titelfigur Paul braucht er die auch, soll er sich doch vom trotteligen Außenseiter zum adretten Vorzeigemann mausern.

Natürlich haftet der Amateurproduktion der Stallgeruch des Trash an. Nicht allein wegen der Besetzung, die in weiten Teilen zwar ungelenk und überzogen theatralisch agiert, dem konzeptionellen Rahmen entsprechend aber auch gar nicht anders kann. Dass „Wer ist eigentlich… Paul?“ am Rande der Unerträglichkeit rangiert, ist darum auch nicht ihr Verschulden. Sie sind Teil des Plans, ihr Einsatz bleibt ungeachtet jeder Talentlosigkeit bemerkenswert. Vielmehr quietscht und rumpelt es besonders beim Skript, das keinen erzählerischen Rhythmus zulässt und Humor mit Absurdität verwechselt.

Im Auftrag eines Lifestyle-Magazins schleust sich Paul, der den verlotterten und Pinguine liebenden Idioten aus Überzeugung nur vorgaukelt, in eine schwule Wohngemeinschaft ein. Dort wird er vom hässlichen Entlein in einen… naja, weniger hässlichen und immerhin gut gekleideten Erpel verwandelt. Verlieben darf er sich auch noch, dazu seine Lektion lernen und Freunde fürs Leben finden. Wäre der einfallslose Plot nicht derart zäh abgespult, die Gehversuche der Laien könnten durchaus Spaß bereiten. So aber bleibt es bei einer originellen Idee in schwacher Ausführung.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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