Weihwasser Joe (I 1971)

weihwasserjoeWeihwasser Joe (Lincoln Tate, „Beichtet Freunde, Halleluja kommt“) ist nicht nur der Mann mit dem bestussten Namen, er ist auch der einschlägig bekannte Kopfgeldjäger mit dem prall gefüllten Konto. Vom Bankier förmlich „Mr. Weihwasser“ genannt, häuft der gefürchtete Pistolero in den Nachwehen des amerikanischen Bürgerkrieges problemlos ein kleines Vermögen an. An Kundschaft mangelt es aufgrund der Masse marodierender Ex-Soldaten jedenfalls nicht. Einer davon ist Bandenführer Donovan (Ty Hardin, „Man nennt ihn Sacramento“), der den Nordstaatlern eine Kanone stibitzt hat und mit ihr aus der Ferne Tresore knackt.

So fällt dem Schurken bald auch die Barschaft Weihwasser Joes in die Hände, der sogleich die Verfolgung aufnimmt. Jedoch nicht, um Donovan der Justiz zuzuführen, sondern dessen abtrünnigen Getreuen Charlie (Richard Harrison, „Fünf blutige Stricke“) aufzutreiben, der sich mit der Beute abgesetzt hat. Das daraus resultierende Verwirrspiel um Oberhand und Komplizenschaft geriet Regisseur und Co-Autor Mario Gariazzo („Django – Gott vergib seinem Colt“) derart konfus und unzusammenhängend, dass weder die hilflosen Anflüge schwarzen Humors noch die ohnehin lieblos inszenierten Schießereien für unterhaltsame Auflockerung sorgen.

Wie der blasse Titelheld, in der hiesigen Fassung immerhin gesprochen von Klaus Löwitsch, erst Charlie, anschließend das wohl verborgene Camp Donovans und letztlich auch das Versteck der Beute ausfindig macht, bleibt nebensächlich. Mit Firlefanz wie einer schlüssigen Geschichte hält sich Gariazzo nicht auf. Im Ringen um die verborgene Barschaft schaltet der Bounty Hunter das nach der Kanone fahndende Militär ein, während Donovan – der Zigarillos nicht raucht, sondern in sinnfreier Coolness zerkaut – angesichts der Meuterei der eigenen Getreuen zur Paktierung mit dem Widersacher ausholt.

Anfang der Neunzehnsiebziger stand es schlecht um den Italo-Western. Wie schlecht, lässt sich an diesem bemüht lässigen und sichtbar billig heruntergekurbelten Nachzügler deutlich ermessen. Den Figuren fehlt es an Profil, der Geschichte an Ideen. Selbst dem ungleichen finalen Duell zwischen Kanone und Bogen geht jeder Reiz ab. Die schnoddrigen, in der deutschen Synchronfassung selbstredend wieder übersteigerten Dialoge sorgen zwar hier und da mal für ein Schmunzeln, unter dem Strich bleibt „Weihwasser Joe“ aber ein ebenso belangloser wie verzichtbarer Genrevertreter.

Wertung: 3 out of 10 stars (3 / 10)

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