Waterworld (USA 1995)

Grundlegend ist „Waterworld“ ein richtig bescheuerter Film. Szenario, Ausstattung und Figuren sind ein kompletter Raubbau an „Mad Max 2“. Nur spielt die Geschichte des endzeitlichen Helden wider Willen statt in der grenzenlosen Wüste auf den Ozeanen der überfluteten Erde. Mit dem Schmelzen der Polkappen war die Menschheit dem Untergang geweiht. Die Kontinente versanken, die Überlebenden ließen sich auf Booten und selbst gezimmerten Atollen nieder. Doch es kursiert die Legende von Dryland, einem verbliebenen Fleckchen Festland. Den weg dorthin gibt eine Karte vor, tätowiert auf den Rücken der kleinen Enola (Tina Majorino, „Napoleon Dynamite“).   

Selbstverständlich hat auch Deacon (Dennis Hopper, „Super Mario Bros.“), Anführer der gefürchteten Piratenbande Smokers, Wind von dem Gerücht bekommen. Als sein Gefolge das Mädchen aufspürt, überfällt die Bande den ihr Zuflucht bietenden Schwimmhafen mit Jetskies, Kleinbooten und schwerer Artillerie. Mit Hilfe des zum Tode verurteilten Mariner (Kevin Costner, „Postman“), ein Mutant mit Kiemen hinter den Ohren und Schwimmhäuten zwischen den Zehen, gelingt Ziehmutter Helen (Jeanne Tripplehorn, „Basic Instinct“) Enolas Rettung. Der Beginn einer atemlosen Flucht vor Deacons Zugriff und der eigenmächtigen Aufspürung von Dryland.

Das von Kevin Reynolds („Robin Hood – König der Diebe“) gedrehte Science-Fiction-Epos besticht durch den immensen Aufwand. Berühmt wurde der Film durch seine explodierenden Kosten. Für die größtmögliche Atmosphäre wurden die schwimmenden Sets auf dem Meer errichtet. Stürme zerstörten die Arbeit wiederholt, was das Budget auf geschätzte 175 Millionen Dollar trieb. In den USA floppte die Action-Mär, lockte aber allein in Deutschland gut 3 Millionen Zuschauer in die Kinos. Tatsächlich bereitet „Waterworld“ beträchtliches Vergnügen, was an der gesunden Prise Selbstironie wie gleichwohl am herrlich grantigen Hochsee-Egomanen Costner liegt.

Der lässt sich nur widerwillig auf die Gesellschaft der ewig plappernden Göre und ihrer Begleiterin ein. Die erste Hälfte des munteren Spektakels entwickelt stattlichen Unterhaltungswert. Der wird vom aufziehenden Finale geschmälert, wenn der Mariner seine Menschlichkeit entdeckt, Freundschaft schätzen lernt und den Smokern im Alleingang ihren Basistanker – passenderweise die Exxon Valdez – versenkt. Mit Trash-Appeal und Verschwendungshang schwang sich das post-apokalyptische Abenteuer in die Annalen der Kinohistorie. Der legendäre Misserfolg ist besser als sein Ruf, damit aber längst kein großer Film. Auf seine Art aber immerhin ein ausgewachsener Spaß.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

scroll to top