Das Kino hilft bewährtermaßen beim Gedenken an Nationalhelden. Auf Pathos setzt dabei nicht allein Hollywood, schließlich soll der kämpferische Einsatz für die Heimat auch entsprechend emotional transportiert werden. Deutschland ist da aus historisch nachvollziehbaren Gründen – zumindest bezogen auf die erste Hälfte des vergangenen Jahrhunderts – außen vor. Ähnlich verhält es sich mit Japan, dessen aggressive territoriale Expansionsbestrebungen der Vergangenheit im asiatischen Raum auch heute noch für Verstimmung sorgen (siehe Streit um die Senkaku-Inseln).
Im geschichtsträchtigen Filmsujet bleiben damit sowohl Deutsche als auch Japaner eher Randfiguren, deren Verfehlungen im gerechten Kampf des jeweiligen Gegners diametral gespiegelt werden. In „Warriors of the Rainbow“ widmet sich Autor und Regisseur Wei Te-Sheng („Cape No. 7“) dem Widerstand der taiwanesischen Ureinwohner gegen die japanischen Besatzer. Differenziert geht es dabei kaum zu, immerhin aber packend und vor allem im Hinblick auf die Opferbereitschaft der Rebellen auch ungeschönt bitter. Der Prolog taucht zuvor ins Milieu der Seediq Bale ein und beschreibt deren archaisch-naturalistischen Lebensweg.
Der Kodex der verschiedenen Stämme ist kriegerisch und Kopfjagden sind keine Seltenheit. 1895, nach dem Ende des Ersten Chinesisch-Japanischen Krieges, wird Taiwan an Japan abgetreten. In den bewaldeten Bergregionen, dem Lebensraum der Seediq Bale, vermuten die neuen Herrscher Bodenschätze und beginnen schnell mit Truppenaufgeboten die Macht zu sichern. Der Widerstand der Ureinwohner ist, insbesondere aus Furcht um die Sicherheit der Kinder, bald gebrochen und über die nächsten fast vier Jahrzehnte werden die Stämme wie Sklaven ausgebeutet und in Armut sowie Trunksucht getrieben. Die Jagd auf Tiere (und Menschen) wird ihnen verboten, ebenso die traditionelle Tätowierung der Gesichter.
Mona Rudao (Lin Ching-Tai), alternder und ungebrochen stolzer Häuptling des Mehebu-Stammes erträgt den Zustand irgendwann nicht länger und organisiert den Gegenschlag. Die erste Attacke trifft die Japaner völlig überraschend, doch lässt der Gegenangriff der deutlich besser ausgerüsteten kaiserlichen Truppen nicht lange auf sich warten. Obwohl die beteiligten Stämme wissen, dass der Kampf nahezu aussichtslos ist, leisten sie fast zwei Monate erbitterte Gegenwehr. Der japanische General Kamada Yahiko (Sabu Kawahara, „Der Aal“) befiehlt gar den Einsatz von Giftgas gegen die Tieren gleichgesetzten Wilden. Seine Anerkennung kommt spät. Und auch nur, weil ihn die Seedeq Bale an die Samurai erinnern.
Das von Hongkongs Regie-Star John Woo („Red Cliff“) produzierte Kriegs-Epos, der teuerste taiwanesische Film aller Zeiten, neigt mitunter zur Ausschweifung. Die internationale, rund zweieinhalb Stunden lange Fassung bildet allerdings nur rund die Hälfte des Gesamtwerks ab, das in Asien als Zweiteiler in den Kinos lief. Wirkung erzielt auch die gestraffte Version, Sprünge in der Erzählung treten so aber bisweilen offenkundig zutage. In der Charakterisierung von Mona Rudao bedient sich Wei Te-Sheng mit einiger Abweichung von der Historie Hollywood-Vorbildern wie „Braveheart“ und breitet letztlich eine klassisch tragische Heldengeschichte aus. Das genügt für kraftvolle Bilder und bisweilen auch großes Drama. Ein Meisterstück ist das eingedampfte Mammutwerk dabei jedoch nicht.
Wertung: (6 / 10)