Dass Feminismus nicht allein Frauensache ist, beweisen WAR ON WOMEN bereits durch ihre personelle Konstellation. Denn neben den drei weiblichen, schon durch den Gesang nach vorn strebenden Mitgliedern wird der instrumentale Rückhalt von zwei Männern unterstützt. Textlich ist das furiose Gespann aus Baltimore dennoch voll im Geschlechterkampf verwurzelt und keult gegen Sexualisierung, Fremdbestimmung, Ungleichbehandlung und falsche Schönheitsideale. Im von Männern dominierten Punk-Zirkus nimmt die Band damit noch immer eine Ausnahmestellung ein.
Die pflegt das Quintett auch mit „Capture the Flag“, dem zweiten via Bridge 9 herausgebrachten Album. Leicht machen es WAR ON WOMEN dem Hörer darauf nicht. Wohlfühlatmosphäre und Gassenhauer sucht man ungeachtet eingängiger Nummern wie „Silence is the Gift“, „Pleasure & the Beast“ oder „Predator in Chief“ vergeblich. Das Ziel heißt Aufrüttelung und entsprechend rüde wird die Komfortzone bisweilen aufgewirbelt. Der Hardcore-Anteil erhält bei Stücken wie „Lone Wolves“, dem kollektiv geschrienen Titeltrack, dem dissonanten Wutklumpen „Childbirth“ oder dem heftig gebrüllten „The Violence of Bureaucracy“ deutliches Übergewicht.
Mit Tempo, Leidenschaft und einer angenehm vielseitigen, momentweise auf klassische Rock-Elemente zurückfallenden Instrumentierung präsentieren die US-Ostküstler/innen einen energetischen Cocktail mit gesteigerter Sprengkraft. „Capture the Flag“ wirkt rastlos, getrieben, rau, dazu wenig sperrig – und bleibt im stilistischen Umfeld von PROPAGANDHI damit weiterhin adäquat verortet. Eine neuerlich klasse Scheibe, nicht allein für Frauen, sondern für alle aufgeschlossenen Wertschätzer zünftiger Krachsalven.
Wertung: (7,5 / 10)