Wanted (USA/D 2008)

wantedjolieWebstuhl befiehl, wir folgen!

Es ist ein heikles Spiel, das „Wächter der Nacht“-Regisseur Timur Bekmambetov mit seinem US-Debüt „Wanted“ treibt. Dies oft zynisch brutale, dabei aber stets genüsslich stilisierte Todesballett entblößt einfach zu regelmäßig faschistoide Tendenzen, was durch den ohnehin nicht gerade zimperlichen Umgang mit Kollateralschäden sattsam unterfüttert wird. Es gilt das Recht des Stärkeren, quasi praktizierter Darwinismus mit modernster Waffengewalt. Für ein Killerkommando aus Tradition, das nebenbei das Gleichgewicht der Kräfte wahrt und dem ausgerechnet eine Webmaschine die zu erledigenden Ziele oktroyiert, ist das der Lauf der Dinge. Der Stoff verlangt Gehorsam, Zweifel darf es nicht geben.

Bekmambetovs fragwürdiger Blockbuster ist eine Comic-Verfilmung und gibt sich als solche freizügig im Umgang mit ideologischen und allen voran logischen Grenzüberschreitungen. Die Brigade der Hitmen verfügt über die außergewöhnliche Gabe, durch beschleunigte Herzfrequenz und überschäumendes Adrenalin übermenschliches zu leisten. Da wird um die Kurve geschossen, mit dem nötigen Anlauf von einem Wolkenkratzer zum nächsten gesprungen oder zu Auto-Stunts im Straßenverkehr ausgeholt, die an Kühnheit kaum zu überbieten sind. Oder an Lächerlichkeit. Aber da muss ein jeder Zuschauer seine eigene Hemmschwelle austarieren.

Dass auch der junge, vom eintönigen Dasein geplagte Bürohengst Wesley (James McAvoy, „Penelope“) zum Auftragsmörder berufen ist, scheint für ihn zuerst wie ein realitätsverzerrter Albtraum. Als ihn die laszive Fox (Angelina Jolie, „Mr. & Mrs. Smith“) eines Abends vor dem Zugriff des abtrünnigen Gefährten Cross (Thomas Kretschmann, „King Kong“) bewahrt, beginnt für ihn die Verwandlung vom ängstlichen Duckmäuser zum Superkiller. Dabei folgt der Plot in viel zu langen Trainingsmontagen einem „Was dich nicht umbringt, macht dich hart“-Prinzip. Film und Regisseur scheinen das Traktat der Körper, unterstrichen vom kruden Palavern des Anführers Sloan (Morgan Freeman, „Sieben“), sichtlich zu genießen. Spaß aber macht das keinen.

Die Menschenverachtung nach spektakulärer Hollywood-Manier, bei der sich Bekmambetov großzügig der Ästhetik des Hong Kong-Kinos bedient, läuft auf eine Konfrontation zwischen Wesley und Cross hinaus. Der jedoch folgen Erkenntnisse, die den Feind in den eigenen Reihen sichtbar machen. Fraglos hat „Wanted“ seine Reize. Die Freude aber währt meist nur kurz, weil sie durch die unverhohlen propagierte Sinnhaftigkeit der Gott spielenden Mörder abgelöst wird. Die prominente Besetzung, die einfallsreiche Regie und die blutgetränkte Achterbahnfahrt der Bilder sorgen für Höhen, aus denen der Fall des streitbaren Skripts nur umso tiefer erscheint. Das Vergnügen ist da. Nur bleibt es ein allzu zwiespältiges.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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