Walter Schreifels – An Open Letter to the Scene (2010, Arctic Rodeo Recordings/Big Scary Monsters)

walter-schreifels-an-open-letter-to-the-sceneAuch wenn er nicht jedem ein Begriff sein mag, so flößt der Name Walter Schreifels bei näherer Betrachtung doch ungeheuren Respekt ein. Der mittlerweile 41-jährige Musiker erlangte im Hardcore Popularität und schrieb als Mitglied von YOUTH OF TODAY und den GORILLA BISCUITS Musikgeschichte. Erweitert wurde der Erfolgsweg durch die Gründung von MOONDOG, aus denen die Post-Hardcore-Perle QUICKSAND hervorgehen sollte, sowie RIVAL SCHOOLS, mit denen Schreifels dem Indie und Alternative-Rock nachstellte. Auch als Songschreiber (u.a. für CIV) und Produzent (u.a. für HOT WATER MUSIC) machte sich der gebürtige New Yorker einen Namen.

Mit Hingabe tritt er seit Jahren auch als Solokünstler auf. Das erste Album unter seinem Namen veröffentlichte Schreifels aber erst jetzt, im regnerischen Frühjahr 2010. Ein Omen ist das jedoch nicht. „An Open Letter to the Scene“, so der programmatische Titel des wunderbaren Werkes, verbindet über Wetterlagen und Gemütszustände hinweg Optimismus und Melancholie. Die Songs, darunter gut gelaunte Neuauflagen von „Society Sucker“ (AGNOSTIC FRONT) und „Don’t Gotta Prove It“ (CIV), sind ihm offenkundig eine Herzensangelegenheit. Anekdoten werden erzählt, persönliche Erfahrungen geschildert. Inhaltlich ist das unaufgeregt, musikalisch unaufdringlich.

Dennoch ist die Scheibe ein Ohren- und im Hinblick auf die gelungene Covergestaltung auch ein Augenschmaus. Als Singer/Songwriter arbeitet Schreifels die Vergangenheit auf, ohne sie wirklich hinter sich zu lassen. „I needed to find some room for my overcrowded mind / I needed new scenery to see” heißt es an einer Stelle. Für ihn scheint „An Open Letter to the Scene“ Entlastung zu bedeuten. Mehr als jedes Stück verdeutlicht dies der finale Titeltrack, in dem ergreifend verstorbenen Wegbegleitern gedacht wird. „Don’t forget the struggle / Don’t forget the streets / Don’t sell out“ wird Ray Barbieri (WARZONE) zitiert. Abseits gängiger Folk-Pop-Soloformeln gelingt Walter Schreifels eine mitreißende Weiterentwicklung. Die Institution ist um eine Facette reicher!

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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